Für viele ist die wichtigste Frage, wie man an Auftritte kommt. Ich habe einigen Leuten über die Jahre immer wieder die gleichen kleinen Tipps gegeben, wie ich das angestellt habe. Just gestern Abend kam überraschend ein Zauberfreund zu Besuch und genau dieses Thema kam auf den Tisch. Grund genug, ein wenig darüber zu schreiben …
Diese hier beschriebenen Vorgehensweisen gehen zurück auf meine Zeit, als ich ausschließlich von der Strassenzauberei lebte. Vor allem in den Wintermonaten war es wichtig, Indoor zu arbeiten. Dazu wählte ich Restaurants, Hotels und Bars aus und machte dort Table-Hopping oder Barzauberei, auf Trinkgeldbasis und teilweise mit festen „Gagen“.
Da Zaubern in Restaurants für viele interessant erscheint, hier ein paar Tipps, wie ich es gemacht habe. Ich spreche hier von der Arbeit in „normalen“ Restaurants und Bars, nicht von Engagements, bei denen man für Table-Hopping engagiert wird. Damals gab es noch nicht die ausführlichen „Anleitungen“, die man heutzutage findet. Irgendwie war es spannend, denn man fühlte sich wie ein Pionier!
Entsprechend abwechslungsreich waren die Erfahrungen und vor allem die Fehltritte, die man durchmachte. Im Laufe der Zeit lernte man dann aber, „wie der Hase läuft“.
Ich verwendete eine Landkarte und einen Zirkel. Im Maßstab machte ich mit dem Zirkel einen Kreis, der 50 Km entspricht. Das war die Strecke, die ich maximal für einen Auftritt fahren wollte.
Ich suchte nun alle Locations in meinem Radius heraus, die mir interessant erschienen und schrieb sie auf eine Liste. Danach fuhr ich die einzelnen Locations an und „spionierte“ die Gegend aus.
Jetzt kam die Phase des „Testens“. Ich ging in die einzelnen Restaurants und benahm mich wie ein normaler Gast. Hierbei checkte ich sehr aufmerksam, ob sich die Lokalität und vor allem das Ambiente und die Gäste überhaupt fürs Zaubern eignen. War das der Fall, kam der nächste Schritt.
Nach einer oder zwei Wochen ging ich mit einer Freundin oder einem Bekannten wieder in die Location. Diesmal tat ich so, als ob ich einen „wichtigen Plan“ bespreche. Dabei ging es natürlich um Zauberei und ich zeigte meiner Begleitung ein paar Kleinigkeiten. Dies waren aber nicht Tricks, sondern wirklich nur Kleinigkeiten, wie Flourishes oder einzelne Moves. Dies tat ich sehr unauffällig, sodass die anderen Gäste nicht gestört wurden, aber auffällig genug, dass der Besitzer oder das Personal es wahrnehmen konnten.
Irgendwann wurden natürlich Fragen gestellt und ich erwähnte beiläufig, dass ich hauptberuflicher Zauberer bin. Dann ging ich.
Nach einer erneuten Wartepause ging ich mit einem anderen Bekannten wieder hinein. Dabei erwähnte ich vor dem Personal oder Chef, wie gut das Essen hier sei und warum ich ihn hierher mitgenommen habe. Das mag etwas schlitzäugig klingen, hat aber immer gut funktioniert, den Besitzer positiv zu stimmen. Klappern gehört zum Handwerk.
Dann wieder mein „Geschäftsessen“, bei dem ich diesmal etwas mehr gezaubert habe. Jetzt war die Aufmerksamkeit des Besitzers wesentlich größer und ich zeigte ihm (ihr) den einen oder anderen starken Trick. Ich lenkte das Gespräch auf die Tatsache, dass ich das auch professionell in anderen Restaurants/Bars für die Gäste machte und es immer gut bei den Gästen ankam und vor allem die Location in Erinnerung behalten ließ. Bei dieser Gelegenheit hinterließ ich meine Visitenkarte.
Nach wiederum einiger Zeit besuchte ich diese Location erneut. Erst bei diesem Besuch kam dann der Vorschlag, doch einmal ein oder zwei für den Besitzer kostenlose „Testabende“ zu machen, damit er sehen konnte, was Close-up wirklich ist und wie es bei den Gästen angenommen wird. Liefen diese Testabende erfolgreich über die Bühne, dann machte ich Vorschläge bzgl. Fixgage, Arbeiten auf Tip, usw. Und so entwickelten sich meine „Stammlokale“, in denen ich mehr oder weniger regelmäßig zu sehen war. Ein Kundenkreis sozusagen, der über einen längeren Zeitraum aufgebaut wurde.
Ein paar wichtige Dinge, die ich gelernt habe
Es braucht keine aufwendigen Flyer, Hochglanzprospekte oder Internetauftritte. Niemand ist daran wirklich interessiert. Eine schöne, professionelle Visitenkarte reicht aus. Live Vorzaubern ist die beste Werbung für unsere Sache.
Niemals dem Kunden oder Gästen die Zauberei aufdrängen. Niemals an den Tisch, wenn man nicht darum gebeten wird. Es gibt viele Kniffe, die Leute dazu zu verführen, um eine kleine Zaubervorführung an ihrem Tisch zu fragen.
Nie den Essenstisch als Ablagefläche benützen und keine Tricks auf der Tischoberfläche. Alles muss in der Hand passieren. Der Tisch ist heilig und gehört dem Gast. Ausserdem verhindert dies das ständige am Tisch „buckeln“, das man so häufig sieht. Nicht gut für den Rücken und auch keine gute Haltung vor den Gästen. Aufrecht stehen am Tisch. Man kann so viel schneller und unauffälliger von Tisch zu Tisch gehen und so fühlen sich die Gäste nicht belästigt.
Kurze Tricks machen. Nicht länger als 6 – 7 Minuten an einem Tisch. Wenn sie mehr wollen, lässt man sich später nochmal an den Tisch bitten.
Auf den Tisch sollten wenn möglich kleine Aufsteller stehen, die beschreiben, wer man ist und was man macht und dass es kostenlos und vor allem nur auf Wunsch der Gäste ist.
Im Eingangsbereich sollte ein kleines Plakat hängen/stehen, das auf eine originelle Art auf die Präsesenz eines Zauberers hinweist.
Immer genug Visitenkarten dabei haben und an der Theke oder im Eingangsbereich auslegen. Tricks vorführen, bei denen die eigene Visitenkarte unaufdringlich bei den Zuschauern „als Souvenir“ landet.
Es war niemals das Trinkgeld, was den Abend ausmachte (obwohl das manchmal schon erfreulich war), sondern die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und die Leute, die mich fragten, ob ich auf ihrer privaten Festivität auch auftreten würde. Also die Folgeauftritte.
Die Gestaltung derartiger „Werbeunterlagen“ und der passenden Tricks dazu ist ein Thema für sich, dem ich mich in einem eigenen Artikel einmal widmen werde.
So in etwa habe ich das gemacht, um an ein paar Auftritte heranzukommen. Es war immer nur meine Vorführung wichtig und dass die Leute mich mit Zuschauern erlebt und die Wirkung der Zauberei erfahren haben. Gute Arbeit ist also die beste Visitenkarte und Werbung für die Zauberei. Überzeugende und dem Umfeld gut angepasste magische Präsentationen, Höflichkeit, Stil und vor allem gesunder Menschenverstand waren meine besten Gimmicks.
Und ja nicht vergessen, das Ego auf Null runterzufahren. Die Menschen brauchen keine aufgeblähten Blender, die die tollsten Wunder versprechen. In einem Restaurant befindet man sich in der Gastronomie, und da zählt neben dem Umsatz der Gast. Man ist an diesem Abend ein Teil des Servicepersonals, nur vielleicht auf eine besondere oder ausgefallene Art.