Wenn ich mir das ganze Spektakel aktuell um die FISM ansehe, werde ich an etwas erinnert, das SALVANO vor Jahren einmal zu mir sagte: „Alex – diese Leute sind in der Mehrheit nicht Zauberer, sondern sie sind Fans der Zauberei!“
Ich bemerke, wieviel Arbeit das Schreiben der BURNERS ist, ich sehe, wieviel Hirnschmalz in das Theaterstück geht, ich merke, dass es wirkliche Arbeit ist, die Requisiten zu ordnen und zu bauen, und ich merke, dass das Üben (das ich immer noch tue!) auch kein Honiglecken ist. Alles in allem habe ich damit derart viel um die Ohren, dass ich eigentlich gar keine Zeit mehr habe, auf Kongressen herumzuschlumpfen. Und wenn die Programme dann stehen – wann sollte ich dann noch Kongresse besuchen, wenn in der Zeit die Programme spielen müssen?
Leider sieht man das auch in den vielen Foren. Die Leute haben scheinbar wirklich unbegrenzt Zeit, ellenlange Threads über mehr oder weniger unwichtige Themen zu posten. Zu jedem Mist ihre Meinung dazu geben. Ihre Vermutungen, Gerüchte, Halbwahrheiten. Wann, zum Teufel, üben diese Menschen ihre Griffe? Führen die eigentlich tatsächlich ihre Routinen vor?
Dann sehe ich aktuell den Trend der asiatischen Zauberer (allen voran die Koreaner), die in Gruppen auf die europäischen Kongresse kommen und die Preise nur so abräumen. Die von ihnen verwendeten Techniken und ihre Präzision scheinen aus einer anderen Galaxie zu stammen (kein Wunder, wenn man über Jahre fulltime nur das üben darf), aber die Nummern und Performer sehen (für mich!) alle mehr oder weniger gleich aus. Es ist schon eine gewisse Einförmigkeit erkennbar, zumindest werden viele dieser Darbietungen anscheinend nach einem Muster gebaut. Da ist System dahinter, ein höchst professionelles sogar, das merkt man, genauso wie bei der chinesischen oder russischen Zirkusschule. Und so frage ich mich: Wird das die Zukunft der Zauberei sein? Gibt es dann nur noch Karten, Bälle, Zauberstäbe und manchmal die für diesen Kulturkreis obligatorischen Fächer in der Manipulationssparte?
Die Fans der Zauberei gehen auf die Kongresse und finden das (verständlicherweise) ganz toll. Da wird was geboten, ein neuer Move jagt den anderen. Schauen mich dann verwundert an, weil ich eben nicht so hingerissen bin von den neuesten Varianten der Fingerverrenkungen. Klar, dürfen sie ja auch, denn genau den Fans soll es doch auch gefallen. Es gefällt und die Fans sind beeindruckt. Genau das wollen sie sehen. Vielleicht weil sie Fans der Zauberei sind, und in der Regel nicht selbst spielen wollen oder können. Sie wollen möglichst viel sehen für ihr Geld. Konsumieren, auch dabei sein und eine gute Zeit haben. Freunde treffen, Social Networking und mitreden. Sich austauschen mit Gleichgesinnten. Alles korrekt und damit habe ich überhaupt kein Problem.
Es ist für mich offensichtlich, dass Zauberkongresse in den letzten zwanzig Jahren immer mehr darauf ausgerichtet sind, ein möglichst großes Potential von Fans der Zauberei zu ködern und zufrieden zu stellen. Da sind auch massive finanzielle Interessen dahinter. Immer mehr wird vermarktet und verkauft, also kommerzialisiert. Dazu wird eine bombastische Kongress- bzw. Eventtechnik eingesetzt, es wird mit internationalen Namen um sich geworfen und geworben, alles muss größer, besser, moderner usw. werden.
Es ist eine riesige Zauber-Industrie entstanden, die nur die Fans der Zauberei anvisiert. Es wird alles erdenkliche getan, um den Fans der Zauberei das ultimative Erlebnis zu bieten. Noch nie waren Kongresse besser und beeindruckender als heute. Noch nie gab es Händlermessen in diesen Ausmassen und so viele neue Tricks, DVDs und was weiß ich alles. Information Overload par excellence.
Und noch nie war die Einsamkeit eines Autors stärker zu spüren. Man kommt sich wie verbannt und isoliert vor. Ich sollte mir vielleicht das Leben leichter machen und auch endlich ein Fan der Magie werden …