Es ist interessant, wenn man sich seine frühen Arbeiten noch einmal ansieht. Manchmal muss ich auch schmunzeln über die Art und Weise, wie ich früher gedacht habe. Doch dann sieht man, dass einige Denkansätze sich nicht verändert haben. Besonders die fünf Schritte zur Täuschung. Einige Sachen sehe ich heute natürlich differenzierter, bzw. würde sie anders sagen. Damals war der Einfluss von Tommy Wonder und seinem Denken in den „Underground“ Kreisen sehr dominant. Jeder hat sich irgend wie davon mitreissen lassen, und entsprechend waren die „Denke“ und die Routinen. Egal, hier ist das Originalmanuskript aus dem Jahre 2001, so wie ich damals geschrieben habe. Fun!
D‑E-C-O-V‑A Formel
Ein Plan zur zielorientierten Vorgehensweise bei der
Konstruktion von Routinen und Tricks.
© Copyright 2001: Alexander de Cova.
Um dieses doch recht umfangreiche und komplizierte Gebiet für Sie transparenter zu machen, habe ich meine Art, an Tricks und Routinen heranzugehen, in eine Art “Formel” verpackt. Lustig dabei ist, dass mein Künstlername genau auf diese Formel passt, was wiederum den Vorteil hat, dass Sie – vorausgesetzt, Sie wenden diese Formel an – sich immer an meinen Namen erinnern werden! Und hier ist sie nun, die Formel.
D – dream (=Träumen) E – experiment (= experimentieren) C – create, combine, construct (=kreieren, kombinieren, konstruieren) O – optimize, organize (=optimieren, organisieren) V – verify, validate (=verifizieren, validieren, bewerten, abschätzen) A – apply, action (= anwenden, Aktion)
Um Ihnen die Formel zu verdeutlichen, gebe ich Ihnen ein Beispiel. Der erste Schritt besteht darin, sich einen Effekt auszudenken (D = dream, träumen). Das kann auch ein gewagter Effekt sein, oder etwas, was noch nie da war. Ebenso kann ich aber auch davon träumen, einen Effekt, den ich in einem Buch gelesen habe, endlich zu meistern. Ich träume also davon, sehe mich, wie ich diesen Effekt zeige und Erfolg beim Publikum habe. Das ist immer der erste Schritt der Motivation.
Jetzt geht es daran, für diesen Effekt die benötigte Technologie zusammenzustellen, zu suchen oder notfalls zu erfinden (E = experiment, experimentieren, probieren, üben). Diese Technologie wird dann gemeistert (eingeübt).
Ist die Technologie bekannt, gefunden und auch schon eingeübt, geht es darum, die Routine zusammenzustellen. Es werden psychologische Fallen eingebaut, die entsprechenden falschen Annahmen der Zuschauer konstruiert, die Direktion eingebaut, usw. (C = combine, constuct, kombinieren, konstruieren).
Da die Routine jetzt schon halbwegs steht, werden jetzt Feinarbeiten daran vorgenommen: Hilfsmittel werden optimiert, die Griffe noch sauberer eingeübt und verbessert, usw. In dieser Phase werden auch die Vorträge geschliffen, verfeinert und angepaßt (O = optimize, organize, optimieren, organisieren). Hier werden aber auch z.B. die Transportkoffer eingerichtet und andere technische Bedingungen für das Programm erfüllt.
In dieser Phase schaut man noch einmal kritisch auf das vollbrachte Werk und sucht nach Feinheiten oder Diskrepanzen, die übersehen wurden und deswegen ausgemerzt bzw. verbessert werden müssen (V = verify, validate, bewerten, abschätzen). Wenn man ein ganzes Program zusammengestellt hat, wird hier in dieser Phase die richtige Reihenfolge der einzelnen Tricks festgelegt.
In dieser letzten Phase sind die Arbeiten an der Routine abgeschlossen und Sie sind nun soweit, dieselbe ihrer eigentlichen Bestimmung zu übergeben – nämlich der tatsächlichen Vorführung vor Publikum (A = apply, action, anwenden, Aktion).
Wenn Sie nach dieser Formel vorgehen, werden Sie im Laufe der Zeit eine spürbare Erleichterung erleben, wenn Sie neue Tricks einstudieren, bzw. neue Programme und Nummern zusammenstellen.
Verschiedene Formen der Zauberkunst
Damit Sie ein Bild davon haben, wie ich die Zauberkunst in meinem Denken unterteilt habe, hier meine Klassifizierung in die drei Gruppen oder Sparten. Die letzte Sparte, virtuelle Magie, ist die Form, die ich persönlich anstrebe.
Clowneske Magie
Darunter verstehe ich eine Form der Zauberkunst, bei der es nicht so sehr darauf ankommt, den Zuschauer zu täuschen, sondern das Ziel eher eine Reaktion des Publikums ist, die auf Lachen und nicht auf Staunen hinausgeht. Wenn wir als Beispiel den Effekt nehmen, bei dem der „Zauberer“ den magischen Trichter und den Zapfhahn an einem Zuschauerassistenten „anbringt“ und Flüssigkeit durch den Zuschauer laufen lässt. Kein Mensch wird auch nur für einen Moment annehmen, dass die Flüssigkeit wirklich durch den Zuschauer läuft, aber einen Lacher erzielt dieser Trick eben immer.
In diese Kategorie ordne ich auch alles ein, was z.B. mit Kinderzauberei zu tun hat, zaubernde Clowns, usw. Hier sind Effekte zu finden, bei denen die Zuschauer sich vollkommen im Klaren darüber sind, das dies nur ein Spaß ist und kleinere Tricks angewendet werden. Hier sind auch die Effekte zu finden, die eigentlich keinen besonderen Impakt auf die Zuschauer haben, bzw. deren Täuschungswert äußerst gering einzustufen ist (oder ist es sehr täuschend, wenn ein Zauberer meterlange bunte Seidenstreamer aus seinem Mund hervorzieht?).
Es ist damit aber nicht ausgeschlossen, dass diese Art der Zauberei nicht einen großen Unterhaltungswert für die Zuschauer hat. Den Zuschauern ist von vornherein klar, dass hier Tricks zur Anwendung kommen und sie wissen, wenn sie nur ein wenig nachdenken würden, sie darauf kommen würden, wie es funktioniert. Also ignorieren Sie dies und lachen.
Theatralische Zauberkunst
Hier kommt der Umstand zu tragen, dass die Magie in einem Theater vom Zuschauer fordert, dass er seinen „Unglauben“ oder seine Zweifel beiseite räumt und für die Dauer der Darbietung annimmt dass der Zauberer wirklich zaubern kann. In der englischen Fachliteratur wird dieser Zustand oft „suspension of disbelief“ genannt. Der Zauberkünstler ist mehr oder weniger ein Schauspieler, der einen Zauberkünstler spielt und dies mit seinen Experimenten auch „beweist“.
Ich bin nicht der Meinung, dass der Fokus eines Zauberers zu sehr auf der Schauspielkunst liegen sollte. Bis zu einem gewissen Grad ja, aber es gibt eben auch Negativbeispiele, bei denen besonders klarwird, dass dieses Dogma nur als Ausrede für eine unzureichende Technik oder Routinenplanung verwendet wird.
Gerade im Bereich des Mentalismus wird oft gesagt, dass ein Mentalist ja keine Griffe braucht, nur schauspielerisches Talent. Das sehe ich anders. Sicherlich verwendet ein guter Mentalist kaum Griffe im eigentlichen Sinn, dafür aber ums mehr “psychologische Griffe“ (die übrigens genauso schwer sind wie die anderen Griffe). Mit schauspielerischer Leistung alleine ist es aber noch lange nicht getan, denn es kommen viel bedeutendere Faktoren wie z. B. exzellent durchdachte Routinenplanung, genau kalkulierte Worte zu einem bestimmten Zeitpunkt oder tricktechnisch motivierte Handlungen und Vortrags- und Präsentationsthemen, die die Zuschauer emotional involvieren, hinzu.
Ein Paradebeispiel dafür ist mein Freund Prof. Dr. Toni Forster, der sicherlich kein Schauspieler ist, noch in seinen Mentalismus-Darbietungen großen Wert darauf legt, seinen Zuschauern einen Mentalisten vorzuspielen (nach den Theaterregeln). Er präsentiert sich als das, was er im wahren Leben auch ist, als Professor der Psychologie, der jetzt einige interessante Experimente mit an der Zusammenarbeit interessierten Zuschauern zeigt.
Und gerade weil Toni nicht übertrieben schauspielert, erreicht er einen Grad von Authentizität, die schon so manchem Zuschauer das Blut in den Adern hat gefrieren lassen. Bei Vorführungen von Toni ist es absolut normal, dass die meisten Zuschauer an der Echtheit seiner medialen “Fähigkeiten“ nicht zweifeln, obwohl er dies niemals explizit betont. Sein Impakt und der Wirkung seiner authentischen Persönlichkeit, zusammen mit seinem – nicht gespielten! – ehrlichen Interesse an Menschen machen seine Wirkung und seinen Erfolg aus.
Dazu muss ich aber noch anmerken, dass Toni Forster einer der cleversten und raffiniertesten Routinenplaner ist, die ich je getroffen habe. Das ist das Resultat seines enormen Fachwissens sowohl in der Zauberei als auch in der Psychologie.
Virtuelle Zauberkunst
Diese Form der Zauberkunst ist diejenige, die ich persönlich sehr oft anstrebe. Dabei erlebt der Zuschauer ein absolutes Wunder, das ihn in Staunen versetzt und ihm keinen Ansatz für eine Lösungsmöglichkeit bietet. Sicher, ein sehr hoch gestecktes Ziel, aber dennoch erstrebenswert.
Zauberkunst ist eine Technologie!
Eine kühne Behauptung, die viele Zauberfreunde sicherlich erst einmal nicht mit mir teilen werden. Ich hoffe aber, dass nach meinen Ausführungen diese Behauptung klarer wird und Sie den Kerngedanken erfassen.
Es ist das Phänomen der Magie, weswegen die Leute gekommen sind, um Sie zu sehen, und nicht irgendwelche Witze oder Sprüche, bzw. billige Trickchen! Die Zuschauer sind gekommen, um einen Zauberer zu sehen, der sie verblüfft und täuscht, so dass das Staunen bleibt. Arbeiten Sie daran, dass die Technologie in Ihrer Zauberkunst stimmt und die erzeugte Täuschung perfekt ist! Nur die Zuschauer prägen der Vorführung aus eigenem Willen und in Ermangelung einer anderen Erklärung für die erlebten “Wunder” den Stempel “Das ist Kunst bzw. das muss Kunst sein, wenn einer sowas kann” auf!
Für uns muss Zauberkunst eine Technologie sein und bleiben, da ohne die korrekte Technologie eine Täuschung oder das Erlebnis des Staunens beim Zuschauer nicht stattfinden kann! Es muss unser Ziel sein, diese Technologie so perfekt als möglich zu beherrschen und sie in unseren Darbietungen richtig einzusetzen.
Worin besteht denn nun die Technologie in der Zauberkunst?
Unter Technologie verstehe ich nicht nur die vielen Kästchen und Hilfsmittel (obwohl diese auch bis zu einem gewissen Grad dazu zu zählen sind) sondern viele weitere wichtige Dinge, die allesamt notwendig sind und zusammenarbeiten müssen, um eine perfekte Täuschung und gelungene Zaubervorführung zu ermöglichen. Hier eine Auflistung der einzelnen Komponenten, die die Technologie in der Zauberkunst ausmachen:
Griffe oder die Fähigkeit, Ihre Hände in einer natürlichen Art zu bewegen, währenddessen Sie etwas anderes tun, das von den Zuschauern nicht bemerkt wird.
- Misdirektion
- Direktion
- Das Wissen, wie man mit den Zuschauern umgeht
- Das Wissen, was die Zuschauer wirklich erstaunt
- Das Wissen, wie die Zuschauer die Realität wahrnehmen
- Ein Grundverständnis für Menschen
- Die Erschaffung eines persönlichen Stils
- Da Wissen und die Fähigkeit, mit Menschen umgehen zu können bzw. wie man mit ihnen umgeht
- Die Fähigkeit, die Umstände bei der Vorführung richtig abschätzen zu können und entsprechend in der Lage zu sein, zu reagieren bzw. sich anzupassen
- Die fünf Schritte der Täuschung – wie eine Täuschung zustande kommt
Um eine Technologie beurteilen zu können, muss man sich zuerst darüber Gedanken machen, wie eine Täuschung in den Köpfen der Zuschauer zustande kommt. Dies passiert in der Regel in fünf Schritten:
- 1. Ein(e) Zustand/Situation wird gezeigt
Der Vorführende zeigt einen bestimmten Zustand vor, z.B. einen leeren Becher und einen kleinen Ball. - 2. Der Vorführende führt eine Aktion aus
- Er führt nun eine Handlung aus, die einen bestimmten Zustand erzeugt. Die Zuschauer haben von diesem Zustand ein klares Bild. Er legt den Ball (scheinbar) unter den Becher. Die Zuschauer denken, der Ball befindet sich unter dem Becher.
- 3. Der daraus resultierende Zustand ist anders als die Zuschauer erwartet haben
- 4. Der Vorführende zeigt, dass der Zustand anders ist, als die Zuschauer erwarten. Wird der Becher hochgehoben, so sehen die Zuschauer, dass der Ball verschwunden ist.
- 5. Die Zuschauer versuchen, die ersten drei Schritte nochmals zu rekonstruieren und nachzuvollziehen.
- Hier kommt der bewusste Einsatz von Subtilitäten und mentale Direktion zum tragen, durch die verhindert wird, dass der Zuschauer seine falschen Annahmen bemerkt und das Trickgeschehen korrekt rekonstruieren kann.
Die Zuschauer denken: “Moment, ich habe genau gesehen, dass der Ball unter den Becher gelegt wurde. Er hat ihn auch nicht weggenommen oder irgendwas gemacht. Warum ist dieser Ball jetzt weg? Wo ist er jetzt?”
5. Die Zuschauer kommen zu dem Entschluss, dass sie getäuscht wurden
Die Zuschauer denken: “Ich habe keine Ahnung, wohin dieser Ball verschwunden ist – es muss Zauberei sein!”
Falsche Annahmen – die Grundlage der Täuschung
Hier sind wir bei einem der wichtigsten Punkte für das Verständnis, wie eine Täuschung zustande kommt. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass alles nur “eine Sache der entsprechenden Misdirektion” ist, basiert und funktioniert die Zauberkunst auf der Tatsache, dass die Zuschauer falsche Annahmen treffen. Es sind genau diese Vorstellungen vom Geschehen, die die Zuschauer haben und die sie sich selbst erschaffen haben, um die es geht. Im Klartext: Wir als Zauberkünstler werden alles daran setzen, unter Einsatz aller uns zur Verfügung stehender Mittel, den Zuschauer dazu zu verleiten, falsche Annahmen zu machen.
Das Prinzip ist sehr leicht zu verstehen: Sie legen einen Ball scheinbar von einer in die andere Hand. In Wirklichkeit führen Sie jedoch eine falsche Übergabe aus. Die Zuschauer nehmen an, dass der Ball sich in der Hand befindet – das ist die falsche Annahme! Wenn Sie die Hand dann öffnen, ist der Ball “verschwunden” und der Effekt der Zauberei wirkt auf den Zuschauer. Am besten, Sie gehen bei der Routinenkonstruktion nach einigen wenigen Regeln vor:
Die grundlegende Frage zuerst beantworten: Welche falschen Annahmen muss der Zuschauer machen?
Erst die Liste mit den falschen Annahmen erstellen, danach die Routine ausrichten.
Bauen Sie die entsprechende Misdirektion ein, um den Zuschauer daran zu hindern, seine (falschen) Annahmen nochmals im Nachhinein zu überprüfen.
Wie kann ich die falschen Annahmen des Zuschauers im Nachhinein noch verstärken?
- Tipps, wie man falsche Annahmen in eine Routine einbaut
Es gibt unzählige Methoden, eine falsche Annahme vor der späteren Entdeckung durch den Zuschauer zu verbergen. Hier einige der effizientesten Möglichkeiten:
Eine falsche Annahme mit einer weiteren falschen Annahme verdecken.
Scheinbar gar nichts tun, so dass gar keine falschen Annahmen da sind, die nochmals überprüft werden können. Das bedeutet, die Griffe und Tricktechniken sind so perfekt, dass in den Augen des Zuschauers scheinbar gar nichts passiert.
Das Um-Eins-Voraus-Prinzip – der Zuschauer hinkt dem wahren Trickgeschehen immer um einen Schritt hinterher, was es unmöglich macht, den Verlauf korrekt zu rekonstruieren. Subtile “Überzeuger” einsetzen, um die falsche Annahme des Zuschauers zu bekräftigen.
Der Aufbau eines Programms
Ein Sprichwort sagt: “Verzweiflung ist der Preis, den man bezahlen muss, wenn man sich ein unerreichbares Ziel gesteckt hat.”
Dies trifft besonders auf Amateurzauberer zu, denn allzu oft versucht man, ein “Traumprogramm” zusammenzustellen, das die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten maßlos übersteigt. Der Rest ist Frustration und Aufgabe, man führt wieder die alte Hasenwanderung oder ähnlichen Schrott vor. Um diesem Dilemma zu entkommen, ist es am vernünftigsten, nach einem strikten Plan vorzugehen, der wie ein Fahrplan zu verstehen ist, nach dem man sich stur und ohne zur Seite zu blicken richtet. Frei nach dem Motto: “Plane die Arbeit und bearbeite den Plan!”
Der beste Plan, den ich kenne und der mit Sicherheit in kürzester Zeit zum Erfolg führt (vorausgesetzt natürlich, dass man sich auch daran hält), ist der “10-Punkte-Plan” des amerikanischen Zauberkünstlers Gene Anderson.
Der 10-Punkte-Plan nach Gene Anderson
Schritt 1: Die Tricklisten zusammenstellen
Die zwei Listen – Der wesentliche Punkt ist, dass man mit etwas anfängt. Natürlich nicht mit irgendetwas, sondern mit dem richtigen! Am besten ist es, man sieht seinen Zauberschrank oder Zauberkoffer und die vorhandene Literatur bzw. die eigenen Notizen durch und schreibt sich zwei Listen: Auf Liste 1 kommen Tricks, die Sie jetzt bereits vorführen können. Auf Liste 2 die Tricks, die Sie gerne vorführen möchten.
Dabei ist zu beachten, dass dieses Set von Listen nur für eine Darbietung verwendet wird. Wenn Sie also an einer Close-up Nummer arbeiten möchten, fertigen Sie sich ein zweites Set von Listen speziell für diese Nummer an. Wenn Sie die Liste 1 zusammenstellen (also die Tricks, die Sie bereits können), werden Ihnen mit Sicherheit Tricks einfallen, die Sie gerne können möchten, die also auf Liste 2 kommen. Diese beiden Aufstellungen werden aber nicht nur als erster Überblick dienen, sondern für Ihre weitere Arbeit eine große Bedeutung haben.
Schritt 2: Das A‑Material zusammenstellen
“Weisheit besteht darin, zu wissen, was man übersehen muss.”
Jetzt geht es darum, die Tricks auf der Liste nach Prioritäten zu ordnen. Sie markieren also einfach die Tricks, die Ihnen auf Liste 1 am besten gefallen, mit einem A. Diejenigen, die in Ordnung aber nichts besonderes sind, erhalten ein B und diejenigen, die Ihnen aus irgendeinem Grunde nicht so besonders zu sagen, ein C.
Der nächste Schritt besteht darin, die A‑Tricks, B‑Tricks und C‑Tricks in Kategorien einzuordnen, also z. B. Kartentricks, Seiltricks, Tricks mit Tüchern usw. Dabei werden Sie bemerken, dass sich einige Tricks aus einer Kategorie eventuell zu einer längeren Routine kombinieren lassen.
Aber behalten Sie eines im Auge: Übertreiben Sie es nicht, denn das erste Ziel ist eine Darbietung von höchstens 30 Minuten Dauer! Und wir wollen diese Darbietung vor einem zahlenden Publikum vorführen!
Schritt 3: Die Show festlegen
Jetzt gehen wir an die erste Zusammenstellung. Versuchen Sie, diese ausgewählten Tricks und Routinen in eine halbwegs logische Reihenfolge zu arrangieren und notieren Sie dabei, wie lange die einzelnen Routinen nach Ihrer Einschätzung etwa in der Vorführung brauchen. Trockenübungen und eine Stoppuhr helfen dabei ungemein!
Schritt 4: Ordner anlegen
Jetzt, nachdem Sie sich für die einzelnen Tricks entschieden haben, bereiten Sie die Materialsammlung für jeden einzelnen Trick vor. Ich selbst habe mir deshalb Schreibmappen für jeden einzelnen Trick besorgt, weil ich dann dort neue Ideen, Vortagssplitter, Gags und Verbesserungen jeweils zum Trick ablegen kann. Sammeln Sie nun alle Routinen, Tips und Ideen zu den einzelnen Kunststücken, die Sie finden können. Kopieren Sie dieses Material und heften Sie es zu den einzelnen Tricks in die Mappe ab.
Diesen Prozess behalten Sie eigentlich die ganze Zeit bei, d.h. Sie konzentrieren sich auch die nächsten Jahre auf die Suche nach den passenden Zutaten zu Ihren Effekten.
Sie haben dabei zwei Ziele vor Augen. Das kurzfristige Ziel ist, jeden einzelnen Effekt in die bestmögliche Routine zu entwickeln. Das langfristige Ziel ist, jeden einzeln Effekt durch einen noch besseren zu ersetzen, so dass natürlich auch Ihr Programm an Qualität gewinnt! Im Laufe der Zeit werden Sie natürlich auf Kongressen auf weitere interessante Tricks stoßen, die Sie gerne vorführen möchten und Sie schreiben sie dann eben auf Liste 2. Wenn ein Effekt dann nach einiger Zeit auf Liste 2 immer noch die gleiche Faszination wie zu Beginn auf Sie ausübt, ist er es wert, in die engere Auswahl zu kommen und irgendwann auf Liste 1 und damit dann in Ihrem Programm zu landen.
Schritt 5: Das Einüben der Tricks
“Das Geheimnis des Erfolges liegt in der Stetigkeit der Ziele.” Jetzt gehen Sie daran, die einzelnen Tricks einzuüben. Damit ist aber nur die Technik gemeint, d.h. die tricktechnischen Aspekte. Zum Üben und den richtigen effektiven Techniken folgen später noch ein paar Hinweise und Tipps.
Schritt 6: Ein Drehbuch erstellen
Wichtig ist natürlich auch ein “Drehbuch”, das jedem einzelnen Trick zugrunde liegt. Hier wird der Vortrag festgehalten, die Gags, die Abläufe, etc. Von großer Bedeutung ist, dass Sie alles – wie in einem Regie- oder Drehbuch – schriftlich festhalten. Natürlich wird dies alles ein wenig Zeit beanspruchen, denn solche Drehbücher werden in der ersten Zeit konstant ergänzt, erweitert, umgeschrieben usw. Dann müssen Sie den Vortrag erst einmal auswendig lernen und dann einüben, so dass er frei und spontan klingt. Sie gehen also mit der gleichen Disziplin wie ein Schauspieler vor, der auch zuerst das Drehbuch liest, auswendig lernt und dann anfängt, anhand des Drehbuches sich in seine Rolle hineinzuversetzen, bis er schließlich sich mit dieser Rolle total identifiziert.
Gerade in dieser Phase sammeln Sie auch alles an Vortragssplittern und Gags, die Sie zu den einzelnen Kunststücken finden können.
Schritt 7: Das Durchspielen der Routine
Wenn Sie die Mechanik eines Kunststückes beherrschen und den Vortrag und Ablauf verinnerlicht haben, geht es daran, die Routine von Anfang bis Ende durchzuspielen und für ein imaginäres Publikum vorzuführen. Ihr ”Publikum” besteht dabei aber aus einem Kassettenrecorder, der Ihnen die Resultate ungeschminkt und gnadenlos aufzeigt.
Schritt 8: Die Show straffen
Egal, wie lange Sie eine Routine eingeübt und durchgespielt haben, Sie müssen sie irgendwann vor Menschen zeigen, um herauszufinden, ob sie wirkt. Wenn Sie dann vor Publikum vorführen, ist es wichtig, einen Kassettenrecorder mitlaufen zu lassen. So können Sie feststellen, welche Gags ankommen und welche nicht, bzw. wie die Routine beim Publikum wirkt. Wichtig ist aber auch ein anderer Aspekt: Durch den Recorder können Sie feststellen, wo tote Zeiten sind (z.B. durch das Aufnehmen und Ablegen von Requisiten).
Diese Zeit ist für die Zuschauer nicht unterhaltsam und sollte durch entsprechende Vortragssplitter und Gags (covering lines) unterhaltsam gemacht werden. Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Beobachtungen niederschreiben, so dass Sie später darauf zurückgreifen können.
Schritt 9: Neues Material entwickeln
Ihr seht die Dinge und fragt: Warum? Ich aber sehe Dinge, die noch niemals waren, und frage: Warum nicht?
Dieser Ausspruch sollte eigentlich alles aussagen. Lassen Sie sich im kreativen Prozess niemals entmutigen oder von einer Idee abbringen, nur weil andere sagen, das wäre nicht durchführbar oder unrealistisch. Für (fast) alles gibt es eine Lösung, nur muss man sie bewusst suchen und sich dabei von nichts einschränken lassen. Vergessen Sie also die Kommentare Ihrer lieben “Zauberkollegen”, wenn Sie an einer Idee brüten. Am besten, Sie sagen gar nichts, wenn eine Idee “in der Mache” ist …
Schritt 10: Die Show glattschleifen
Dieser Prozess läuft eigentlich kontinuierlich ab. Sie üben die Routinen weiter, versuchen konstant tote Zeiten zu eliminieren und suchen nach neuen bzw. besseren Gags und Vorträgen. George Burns hat gesagt: “Eine ausgereifte, kompakte Darbietung erkennt man daran, dass es keine Stelle gibt, an der man noch schleifen könnte.”
Über den Lernprozess und Automatisierung
Ich bin der Überzeugung, dass alle Handlungen, die Menschen ausführen, auf zwei wesentliche Dinge zurückzuführen sind. Es gibt in jedem von uns zwei Seiten, die unser Handeln bestimmen.
A) Die kontrollierte Seite
Die Kontrollseite führt die Entscheidungen aus und dirigiert weiter an die automatische Seite, diese Entscheidungen auszuführen
B) Die automatische Seite
Die automatische Seite in uns wird ein Leben lang geschult, so dass wir viele Handlungen und Dinge tun können, ohne darüber nachdenken zu müssen.
Ziel muss sein, unsere Griffe und Techniken soweit zu trainieren, dass sie in “Fleisch und Blut übergehen”, d.h. ausschließlich von der automatischen Seite ausgeführt werden. Wir können diese Griffe dann ausführen, ohne darüber nachdenken zu müssen. Vielleicht ist es für Ihr Verständnis einfacher, wenn Sie sich vor Augen halten, wie ein Lernprozess stattfindet. Es gibt verschiedene Stadien, die ein jeder Student durchläuft Nur wer die richtigen Techniken kennt und auch beachtet, wird innerhalb kürzester Zeit die besten Resultate erzielen. Deshalb zunächst ein paar Gedanken zum eigentlichen Prozess des Einstudierens oder Lernens. Jeder Lernprozess läuft in vier Schritten ab und es ist sehr von Vorteil, sich diese einmal vor Augen zu halten:
1) Unbewusste Inkompetenz
In dieser Phase sind Sie sich nicht darüber im Klaren, dass Sie noch nichts wissen. Als Beispiel könnte ein kleines Mädchen dienen, das ihren Bruder beobachtet, wie er Fahrrad fährt. Das möchte sie natürlich auch, weiß aber nicht, dass Sie noch nicht auf dem Fahrrad balancieren kann.
2) Bewusste Inkompetenz
Das kleine Mädchen steigt nun auf das Fahrrad und fällt herunter. Jetzt weiß sie sofort, dass sie noch nicht Fahrrad fahren kann.
3) Bewusste Kompetenz
Das kleine Mädchen übt jetzt die Balance und sehr bald kann sie mit dem Fahrrad fahren, solange sie sich auf das Balancieren konzentriert.
4) Unbewusste Kompetenz
Das Mädchen übt weiter und nach einer gewissen Zeit wird das richtige Balancieren auf dem Fahrrad zu einer Gewohnheit. Jetzt kann sie mit dem Fahrrad herumfahren und unbewusst mit dem Problem der Balance umgehen. Außerdem kann sie jetzt beim Fahrrad fahren an etwas anders denken!
Unser Ziel als Zauberkünstler muss sein, jedes Kunststück und jeden Griff auf die vierte Stufe zu heben, so dass wir die Routine ausführen können, ohne darüber nachzudenken. Dadurch haben wir den Kopf frei für andere Sachen, so können wir uns jetzt darauf konzentrieren, richtig zu sprechen und die Zuschauer anzusehen.
Dieses Ziel können Sie leichter erreichen, wenn Sie sich die Kunststücke vornehmen, die Sie schon beherrschen, denn Sie haben die Griffe ja bereits einstudiert und können dazu übergehen, das Drehbuch zu schreiben und die Routinen durchzuspielen. Meistens geht es aber darum, neue Griffe und Routinen zu meistern.
Die 5 Schritte, wie ein neuer Griff einstudiert wird
Der Griff wird langsam eingeübt, schrittweise und mit Ablenkungen (Radio, Fernseher, etc.). Mit viel Konzentration erarbeitet man sich jeden einzelnen Schritt des Griffes.
Mit Aufmerksamkeit und Konzentration kann der Griff schon halbwegs ausgeführt werden.
Wenn man den Griff immer und immer wieder macht, kommt der “Knackpunkt” und man merkt im Laufe der Zeit, wie sich der Griff “anfühlt”.
Die Phase der großen Frustration und Langeweile. Der Griff “läuft“ und Sie glauben, den Griff sowieso schon zu können – eine gefährliche Phase, in der viele vorzeitig abbrechen und dann “schlampig” weiterarbeiten!)
Nach ausreichender Zeit und entsprechendem Durchhaltevermögen macht der Griff plötzlich wieder Spaß und man wird ihn mit ziemlicher Sicherheit ab dieser Phase ein Leben lang verwenden. Der griff ist zur zweiten Natur geworden.
So gehen Sie also an das Einstudieren eines neuen Griffes: Zuerst müssen bei einem neuen Griff die Muskeln an die ungewöhnlichen Bewegungsabläufe gewöhnt werden. Dies ist also Phase 2, die bewusste Inkompetenz. Wenn Sie sich also für einen neuen Griff entschieden und vorher in der Literatur und auf Videos alle möglichen Varianten angesehen und die Ihnen am besten liegende herausgesucht haben, beginnen Sie damit, diesen einzigen Griff einzuüben. Vergessen Sie dabei alle anderen und verspielen Sie sich nicht! Sie üben nur diesen einzelnen Griff.
Dies kann durchaus mehrere Tage, unter Umständen sogar Wochen oder Monate dauern, bis sich die Muskeln an den neuen Bewegungsablauf gewöhnt haben. In dieser Phase wird auch der Spiegel zu Kontrollzwecken eingesetzt. Wenn die Aktionen dann fast schon automatisch geworden, also “in Fleisch und Blut übergegangen” sind, gehen Sie zu Phase 3 über. Jetzt fangen Sie an, “kalt” zu üben. Das bedeutet, Sie üben die kompletten Routinen von Anfang bis Ende durch, mit allen Requisiten, Präparationen und selbstverständlich dem kompletten Vortrag! Wenn das alles vorüber ist, gehen Sie in die 4. Phase des Einstudierens und können sich nun den weiteren Aspekten der Routine widmen
‑Präsentation, Vortrag, Feinheiten, Abläufe, Timing, etc. Dabei ist es wichtig, bei jedem Übungsdurchgang sich tatsächlich ein Publikum vorzustellen, das vor einem sitzt.
Die 5 Schritte zur Meisterschaft
Die hier beschrieben Schritte betreffen nicht nur die Zauberkunst, sondern lassen sich im Prinzip auf alles mögliche anwenden, das Sie erlernen möchten. Wenn Sie diese Schritte beherzigen und in sich aufnehmen, werden die Chancen größer, dass Sie in Ihrer Zauberkunst schneller und effizienter zum Ziel kommen.
Um erfolgreich zu sein, müssen Sie im Besitz einer Technologie sein, die funktioniert. Dieser Punkt ist an sich ziemlich offensichtlich, wird aber leider von vielen Hobbyzauberern ignoriert! Dies betrifft sowohl Griffe und manipulative Techniken, als auch Gerätschaften, die in einem Zustand oder von einer Konstruktion sind, die eine Täuschung des Zuschauers nicht zulassen.
Beispiele für Techniken, die nicht funktionieren, gibt es wie Sand am Meer. Zur Illustration habe ich ein paar besonders schlimme Beispiele herausgesucht: verdächtig dicke und unnatürlich aussehende Trickbrieftaschen – Griffe, die keine Täuschungskraft besitzen, weil der palmierte Gegenstand “blitzt” – schlecht ausgeführte Palmagen, bei denen der Zuschauer sieht, wie die Karte vom Spiel genommen wird – bunt dekorierte Schachteln und Gerätschaften, die dem Zuschauer nichts sagen und bei denen z.B. der Spiegel so schlecht eingebaut bzw. kaschiert ist, dass es ein Blinder sieht ‑Daumenspitzen, die viel zu dunkel sind im Vergleich zur Hautfarbe des Vorführenden – Tücher, aus denen später etwas “erscheint”, die vorher aber schon unnatürlich steif und voluminös in der verkrampften Hand gehalten werden – Buchtests, bei denen Seitenzahl und Wort durch Würfeln ermittelt werden, weil der Zuschauer sofort ein mathematisches Prinzip dahinter vermutet, die Liste könnte noch endlos verlängert werden …
Wenn Sie die richtige Technologie haben, müssen Sie wissen, dass sie funktioniert
Ein wichtiger Punkt, an dem auch viele Hobbyzauberer scheitern. In der Vergangenheit haben Sie sich sicherlich mit unzähligen Techniken auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass viele nicht funktionieren. Diese Erlebnisse überwiegen und man tendiert dazu, im Laufe der Zeit so ziemlich JEDER Technologie zu misstrauen, die einem unter die Finger kommt. Und das gilt auch leider für Technologien, die tatsächlich funktionieren! Diesen Punkt muss man versuchen zu überwinden und einer Technologie wieder anfangen zu vertrauen. Das ist besonders am Anfang einer Zauberkarriere einer der schwierigsten Punkte, denn woher sollte man denn mangels Fachwissen auch wissen, was richtig und was falsch ist?
Hier sei auch eine Kritik an der Händlerszene angebracht. Viele Beschreibungen in den Händlerkatalogen von Kunststücken sind derart wirklichkeitsfremd, dass sie eigentlich schon in das Kapitel “unlautere Werbung” einzuordnen sind. Gerade für den Anfänger ist dies nicht sonderlich hilfreich – im Gegenteil, es hält ihn davon ab, sich klar auf wirklich wesentliche Punkte der Zauberkunst zu konzentrieren und Kunststücke und Routinen auszusuchen, die zu ihm passen und in einem für ihn vertretbaren Bereich liegen.
Mein dringender Rat an alle, die sich noch nicht solange mit der Zauberkunst beschäftigen: Meiden Sie Zauberhändler wie die Pest (wann immer möglich), kaufen Sie nur Hilfsmittel und Gegenstände, die man universell einsetzen kann und die Sie selbst nicht so leicht herstellen können (z.B. Daumenspitzen) und konzentrieren Sie Ihre Investitionen auf Bücher, das bedeutet Wissen. Leider werden in der Händlerbranche zum größten Teil nicht funktionierende Technologien (nach dazu für teures Geld) angeboten, die eigentlich mehr dem Fortschritt des einzelnen schaden als nützen.
Sie müssen verstehen, wie die Technologie funktioniert und warum
Klar, wer nicht begreift, warum etwas so und so funktioniert und vor allem wie und worauf es ankommt, dass die Technologie ihre Wirkung entfaltet, wird nicht recht weit kommen. Ein gründliches, tiefergehendes Verständnis, bei uns in der Zauberkunst vor allem von den psychologischen Faktoren, die in einer Technologie liegen, ist absolute Grundvoraussetzung, wenn Sie eine Technologie meistern und anwenden wollen.
Sie müssen die Technologie durch konstantes Üben beherrschen
Die Technologie alleine macht natürlich den Erfolg noch lange nicht aus. Sie können jahrelang z.B. darüber lesen, wie man ein Musikinstrument spielt, wenn Sie es aber nicht selbst immer wieder üben und praktizieren, dann werden Sie nie in der Lage sein, das Instrument zu beherrschen.
Sie müssen die Technologie anwenden
Logisch, denn Zauberei ist eine Unterhaltungsform, die vor lebendigen Zuschauern gezeigt werden muss, sonst sind Sie kein Zauberer. Dies gilt natürlich nicht für diejenigen unter uns (und davon gibt es einige…) die die Zauberkunst nur im “stillen Kämmerlein” betreiben wollen, zum eigenen Zeitvertreib oder zur Selbstbelustigung.
Wie man eine Routine zusammenstellt
Es ist einfacher, beim Zusammenstellen einer Routine nach einem gewissen Schema vorzugehen. Ich beschreibe Ihnen hier meine sieben Schritte, nach denen ich persönlich vorgehe.
Sich für den Effekt entscheiden
Die falschen Annahmen auswählen
Sich für die richtigen Techniken entscheiden
Die Techniken meistern
Die entsprechende Misdirektion kreieren, um den Zuschauer davon abzuhalten, seine falschen Annahmen nochmals zu überprüfen
Nach interessanten „Drehs“, Feinheiten oder unterhaltsamen Sachen suchen
Möglichst viele Elemente hinzufügen, die die Wirkung des Kunststückes steigern
Über Lampenfieber
Dieses Gefühl ist jedem, der vor ein Publikum tritt, bestens bekannt. Lampenfieber muss aber nicht immer nur Stress und Angst vor einem Auftritt bedeuten, es kann vielmehr auch eine Spannung und angenehme Aufregung vor dem Beginn erzeugen. Eine gesunde Portion Lampenfieber kann durch aus hilfreich sein, um sich gut für einen Auftritt zu motivieren.
Die gute und gewissenhafte Vorbereitung ist immer noch das A und O, um das Lampenfieber in Schach zu halten. Weiterhin ist wichtig, gut und tief Ein- und Auszuatmen. Wenn Sie aufgeregt sind, atmen Sie flacher, der Körper bekommt dadurch weniger Sauerstoff und Sie werden dadurch nur noch aufgeregter.
Hier ein paar Tips aus der Praxis, die Ihnen mit Sicherheit helfen werden, das Lampenfieber unter Kontrolle zu halten und das gefürchtete Zittern der Hände zu unterbinden:
Vor dem Auftritt Kontakt mir vertrauten Personen suchen und auf keinen Fall über den Auftritt sprechen.
Wer aufgeregt ist, sollte sich daran erinnern, dass er gründlich vorbereitet ist.
Machen Sie sich bewusst, dass das Publikum nicht weiß, was kommt. Sie haben dadurch einen Vorsprung. Zwischen zwei Kunststücken in aller Ruhe tief durchatmen.
Schreiben Sie sich diese Hinweise und Tips auf eine kleine Karteikarte, die Sie in Ihrem Zauberkoffer verstecken, so dass Sie daran erinnert werden, wenn Sie das nächste Requisit aus dem Koffer holen! Dies ist eine sehr effiziente Art, sich selbst immer wieder zur Ruhe zu bringen!
Kurz vor dem Auftritt in aller Ruhe ein Glas Wasser einschenken und – ohne zu Zittern – trinken. Das vertreibt den lästigen Kloß im Hals und macht die Stimme geschmeidiger.
Nehmen Sie positive Reaktionen des Publikums bewusst wahr und erfreuen Sie sich daran (Lachen, Klatschen, etc.). Auch hilft es, sich diesen Tip auf einer Karteikarte zu notieren und für Sie sichtbar im Zauberkoffer oder auf dem Ablagetisch zu deponieren.
Am Anfang können Sie einen “geliebten oder vertrauten” Gegenstand, eine Art Talisman, mitnehmen, auf den Sie zuerst bestimmte positive Gefühle “übertragen”, um sie später dann bei der entsprechenden Gelegenheit wieder “abzurufen”. Viele Künstler haben einen solchen Talisman bei sich, der Ihnen nicht nur Glück bringt, sondern auch helfen soll, sich schneller zu konzentrieren.
William James sagte: “Handle mutig und Du wirst mutig!” Um dieses Mutgefühl zu unterstützen, können Sie sich vorstellen, dass jeder einzelne Zuschauer Ihnen Geld schulde; ja dass alle nur gekommen sind, um Sie um ein Darlehen zu bitten! Dieser Gedanke sollte Ihnen ein sympathisches (nicht arrogantes!) Lächeln entlocken, mit dem Sie “das Eis brechen”.
Versuchen Sie, Ihr Publikum kennenzulernen und einzuschätzen. Dadurch werden Sie nicht überrascht, sondern sind vorbereitet.
Stehen Sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden und halten Sie Blickkontakt zu den Zuschauern. Die Hände hängen zu Beginn locker an der Seite. Denken Sie wiederholt “Jetzt spreche ich!”, machen Sie eine kurze Pause und beginnen Sie mit ruhiger Stimme Ihren Einleitungsvortrag.
Der beste Tip (sicherlich nicht jedermanns Sache) wurde mir vor vielen Jahren von dem legendären Berufszauberkünstler RAXON gegeben und ich gebe Ihnen hier seine Worte so weiter, wie er es mir gesagt hatte: “Alex, das beste ist, Du gehst raus, siehst Dir die Leute an und stellst Dir dann vor, die würden alle in Unterhosen vor Dir sitzen! Was meinst Du, wie schnell Du ein Lächeln im Gesicht hast und wie schnell das Lampenfieber weg ist…”
Kongresse, Wettbewerbe
Wer liebt es nicht, auf Kongresse zu gehen, neue Nummern zu sehen und viel Spaß zu haben? Sicherlich ein jeder von uns. Aber lassen Sie sich doch einmal durch den Kopf gehen, was Sie wirklich von den Kongressen, die Sie die letzten Jahre besucht haben, mit nach Hause genommen haben. Hier trifft wahrscheinlich am ehesten das Sprichwort zu: “Wer nicht weiß, wo er hingehen will, kommt am weitesten …” (und läuft heute noch auf Kongresse).
Sicherlich sind Kongresse wichtig, was die Fortbildung angeht sowie den Kontakt zu Gleichgesinnten. Einer der besten Wege, sich auf einen Kongress oder Seminare vorzubereiten, ist, sich vorher eine Checkliste zusammenzustellen, auf der alle Prioritäten und Ziele festgehalten werden. Auf dieser Liste steht dann vielleicht folgendes drauf: “Welche Requisiten brauche ich für meine A- Tricks, wo kriege ich zusätzliche Informationen in Form von Literatur, Videos, etc. dafür? Finde ich ein paar Sachen, die meine B‑Tricks verbessern? Gibt es neue Tricks für die Liste 2?”
Seminare
Der Besuch von Seminaren und/oder Workshops ist in den letzten Jahren leider immer mehr in eine “Shoppingtour” oder Verkaufsveranstaltung ausgeartet. Viel zu selten findet man Seminare angeboten, die einem wirkliches Wissen und brauchbare Tips vermitteln.
Ein erster Schritt ist es natürlich, sich den jeweiligen Seminarleiter genau anzusehen: Ist er ein reiner Kartenspezialist, oder Manipulator, oder Kinderzauberer?
Danach gilt es, sich beim Besuch des Seminars genauso mit einer Checkliste vorzubereiten wie auf den Besuch eines Kongresses und bewusst und intensiv nach brauchbaren Sachen für Ihre persönlichen Tricklisten Ausschau zu halten.
Oft übersieht man auch in Seminaren die vielen kleinen Tips, Tricks und Nebenbemerkungen, die aber meistens das “Salz in der Suppe” sind und oft ist nur eine Feinheit, Finte oder Finesse den Besuch des gesamten Seminars wert.
Was ich damit sagen will: Gehen Sie in Zukunft bewusster in Seminarveranstaltungen und halten Sie Augen und Ohren offen. Je klarer Sie die Informationen, die Sie auf einem Seminar gewinnen wollen, definiert haben, desto einfacher wird es, diese auch aufzuspüren. Sie werden erstaunt sein, wieviel mehr Sie in Zukunft aus Seminarveranstaltungen herausholen können!