D‑E-C-O-V‑A Formel

Es ist inter­es­sant, wenn man sich seine frühen Arbeit­en noch ein­mal ansieht. Manch­mal muss ich auch schmun­zeln über die Art und Weise, wie ich früher gedacht habe. Doch dann sieht man, dass einige Denkan­sätze sich nicht verän­dert haben. Beson­ders die fünf Schritte zur Täuschung. Einige Sachen sehe ich heute natür­lich dif­feren­ziert­er, bzw. würde sie anders sagen. Damals war der Ein­fluss von Tom­my Won­der und seinem Denken in den “Under­ground” Kreisen sehr dom­i­nant. Jed­er hat sich irgend wie davon mitreis­sen lassen, und entsprechend waren die “Denke” und die Rou­ti­nen. Egal, hier ist das Orig­i­nal­manuskript aus dem Jahre 2001, so wie ich damals geschrieben habe. Fun!

D‑E-C-O-V‑A Formel
Ein Plan zur zielo­ri­en­tierten Vorge­hensweise bei der
Kon­struk­tion von Rou­ti­nen und Tricks.

© Copy­right 2001: Alexan­der de Cova.

Um dieses doch recht umfan­gre­iche und kom­plizierte Gebi­et für Sie trans­par­enter zu machen, habe ich meine Art, an Tricks und Rou­ti­nen her­anzuge­hen, in eine Art “Formel” ver­packt. Lustig dabei ist, dass mein Kün­stler­name genau auf diese Formel passt, was wiederum den Vorteil hat, dass Sie – voraus­ge­set­zt, Sie wen­den diese Formel an – sich immer an meinen Namen erin­nern wer­den! Und hier ist sie nun, die Formel.

D — dream (=Träu­men) E — exper­i­ment (= exper­i­men­tieren) C — cre­ate, com­bine, con­struct (=kreieren, kom­binieren, kon­stru­ieren) O — opti­mize, orga­nize (=opti­mieren, organ­isieren) V — ver­i­fy, val­i­date (=ver­i­fizieren, vali­dieren, bew­erten, abschätzen) A — apply, action (= anwen­den, Aktion)

Um Ihnen die Formel zu verdeut­lichen, gebe ich Ihnen ein Beispiel. Der erste Schritt beste­ht darin, sich einen Effekt auszu­denken (D = dream, träu­men). Das kann auch ein gewagter Effekt sein, oder etwas, was noch nie da war. Eben­so kann ich aber auch davon träu­men, einen Effekt, den ich in einem Buch gele­sen habe, endlich zu meis­tern. Ich träume also davon, sehe mich, wie ich diesen Effekt zeige und Erfolg beim Pub­likum habe. Das ist immer der erste Schritt der Moti­va­tion.

Jet­zt geht es daran, für diesen Effekt die benötigte Tech­nolo­gie zusam­men­zustellen, zu suchen oder not­falls zu erfind­en (E = exper­i­ment, exper­i­men­tieren, pro­bieren, üben). Diese Tech­nolo­gie wird dann gemeis­tert (eingeübt).

Ist die Tech­nolo­gie bekan­nt, gefun­den und auch schon eingeübt, geht es darum, die Rou­tine zusam­men­zustellen. Es wer­den psy­chol­o­gis­che Fall­en einge­baut, die entsprechen­den falschen Annah­men der Zuschauer kon­stru­iert, die Direk­tion einge­baut, usw. (C = com­bine, con­stuct, kom­binieren, kon­stru­ieren).

Da die Rou­tine jet­zt schon halb­wegs ste­ht, wer­den jet­zt Feinar­beit­en daran vorgenom­men: Hilfsmit­tel wer­den opti­miert, die Griffe noch sauber­er eingeübt und verbessert, usw. In dieser Phase wer­den auch die Vorträge geschlif­f­en, ver­fein­ert und angepaßt (O = opti­mize, orga­nize, opti­mieren, organi­sieren). Hier wer­den aber auch z.B. die Trans­portkof­fer ein­gerichtet und andere tech­nis­che Bedin­gungen für das Pro­gramm erfüllt.

In dieser Phase schaut man noch ein­mal kri­tisch auf das voll­brachte Werk und sucht nach Fein­heit­en oder Diskrepanzen, die überse­hen wur­den und deswe­gen aus­ge­merzt bzw. verbessert wer­den müssen (V = ver­i­fy, val­i­date, bew­erten, abschätzen). Wenn man ein ganzes Pro­gram zusammenge­stellt hat, wird hier in dieser Phase die richtige Rei­hen­folge der einzel­nen Tricks fest­gelegt.

In dieser let­zten Phase sind die Arbeit­en an der Rou­tine abgeschlossen und Sie sind nun soweit, dieselbe ihrer eigentlichen Bes­tim­mung zu übergeben – näm­lich der tat­säch­lichen Vor­führung vor Pub­likum (A = apply, action, anwen­den, Aktion).

Wenn Sie nach dieser Formel vorge­hen, wer­den Sie im Laufe der Zeit eine spür­bare Erle­ichterung erleben, wenn Sie neue Tricks ein­studieren, bzw. neue Pro­gramme und Num­mern zusam­men­stellen.

Ver­schiedene For­men der Zauberkun­st
Damit Sie ein Bild davon haben, wie ich die Zauberkun­st in meinem Denken unterteilt habe, hier meine Klas­si­fizierung in die drei Grup­pen oder Sparten. Die let­zte Sparte, virtuelle Magie, ist die Form, die ich per­sön­lich anstrebe.

Clow­neske Magie
Darunter ver­ste­he ich eine Form der Zauberkun­st, bei der es nicht so sehr darauf ankommt, den Zuschauer zu täuschen, son­dern das Ziel eher eine Reak­tion des Pub­likums ist, die auf Lachen und nicht auf Staunen hin­aus­ge­ht. Wenn wir als Beispiel den Effekt nehmen, bei dem der „Zauber­er“ den magis­chen Trichter und den Zapfhahn an einem Zuschaueras­sis­ten­ten „anbringt“ und Flüs­sigkeit durch den Zuschauer laufen lässt. Kein Men­sch wird auch nur für einen Moment annehmen, dass die Flüs­sigkeit wirk­lich durch den Zuschauer läuft, aber einen Lach­er erzielt dieser Trick eben immer.

In diese Kat­e­gorie ordne ich auch alles ein, was z.B. mit Kinderza­uberei zu tun hat, zaubernde Clowns, usw. Hier sind Effek­te zu find­en, bei denen die Zuschauer sich vol­lkom­men im Klaren darüber sind, das dies nur ein Spaß ist und kleinere Tricks angewen­det wer­den. Hier sind auch die Effek­te zu find­en, die eigentlich keinen beson­deren Impakt auf die Zuschauer haben, bzw. deren Täuschungswert äußerst ger­ing einzustufen ist (oder ist es sehr täuschend, wenn ein Zauber­er meter­lange bunte Sei­den­stream­er aus seinem Mund her­vorzieht?).

Es ist damit aber nicht aus­geschlossen, dass diese Art der Zauberei nicht einen großen Unterhaltungs­wert für die Zuschauer hat. Den Zuschauern ist von vorn­here­in klar, dass hier Tricks zur Anwen­dung kom­men und sie wis­sen, wenn sie nur ein wenig nach­denken wür­den, sie darauf kom­men wür­den, wie es funk­tion­iert. Also ignori­eren Sie dies und lachen.

The­atralis­che Zauberkun­st
Hier kommt der Umstand zu tra­gen, dass die Magie in einem The­ater vom Zuschauer fordert, dass er seinen „Unglauben“ oder seine Zweifel bei­seite räumt und für die Dauer der Dar­bi­etung annimmt dass der Zauber­er wirk­lich zaubern kann. In der englis­chen Fach­lit­er­atur wird dieser Zus­tand oft „sus­pen­sion of dis­be­lief“ genan­nt. Der Zauberkün­stler ist mehr oder weniger ein Schaus­piel­er, der einen Zauberkün­stler spielt und dies mit seinen Exper­i­menten auch „beweist“.

Ich bin nicht der Mei­n­ung, dass der Fokus eines Zauber­ers zu sehr auf der Schaus­pielkun­st liegen sollte. Bis zu einem gewis­sen Grad ja, aber es gibt eben auch Neg­a­tivbeispiele, bei denen beson­ders klar­wird, dass dieses Dog­ma nur als Ausrede für eine unzure­ichende Tech­nik oder Rou­ti­nen­pla­nung ver­wen­det wird.

Ger­ade im Bere­ich des Men­tal­is­mus wird oft gesagt, dass ein Men­tal­ist ja keine Griffe braucht, nur schaus­pielerisches Tal­ent. Das sehe ich anders. Sicher­lich ver­wen­det ein guter Men­tal­ist kaum Griffe im eigentlichen Sinn, dafür aber ums mehr “psy­chol­o­gis­che Griffe“ (die übri­gens genau­so schw­er sind wie die anderen Griffe). Mit schaus­pielerisch­er Leis­tung alleine ist es aber noch lange nicht getan, denn es kom­men viel bedeu­ten­dere Fak­toren wie z. B. exzel­lent durch­dachte Rou­ti­nen­pla­nung, genau kalkulierte Worte zu einem bes­timmten Zeit­punkt oder trick­tech­nisch motivierte Hand­lun­gen und Vor­trags- und Präsen­ta­tion­s­the­men, die die Zuschauer emo­tion­al involvieren, hinzu.

Ein Parade­beispiel dafür ist mein Fre­und Prof. Dr. Toni Forster, der sicher­lich kein Schaus­piel­er ist, noch in seinen Men­tal­is­mus-Dar­bi­etun­gen großen Wert darauf legt, seinen Zuschauern einen Men­tal­is­ten vorzus­pie­len (nach den The­ater­regeln). Er präsen­tiert sich als das, was er im wahren Leben auch ist, als Pro­fes­sor der Psy­cholo­gie, der jet­zt einige inter­es­sante Exper­i­mente mit an der Zusam­me­nar­beit inter­essierten Zuschauern zeigt.

Und ger­ade weil Toni nicht über­trieben schaus­piel­ert, erre­icht er einen Grad von Authen­tiz­ität, die schon so manchem Zuschauer das Blut in den Adern hat gefrieren lassen. Bei Vor­führun­gen von Toni ist es abso­lut nor­mal, dass die meis­ten Zuschauer an der Echtheit sein­er medi­alen “Fähigkeit­en“ nicht zweifeln, obwohl er dies niemals expliz­it betont. Sein Impakt und der Wirkung sein­er authen­tis­chen Per­sön­lichkeit, zusam­men mit seinem — nicht gespiel­ten! — ehrli­chen Inter­esse an Men­schen machen seine Wirkung und seinen Erfolg aus.

Dazu muss ich aber noch anmerken, dass Toni Forster ein­er der clever­sten und raf­finiertesten Rou­ti­nen­plan­er ist, die ich je getrof­fen habe. Das ist das Resul­tat seines enor­men Fach­wis­sens sowohl in der Zauberei als auch in der Psy­cholo­gie.

Virtuelle Zauberkun­st
Diese Form der Zauberkun­st ist diejenige, die ich per­sön­lich sehr oft anstrebe. Dabei erlebt der Zuschauer ein absolutes Wun­der, das ihn in Staunen ver­set­zt und ihm keinen Ansatz für eine Lösungsmöglichkeit bietet. Sich­er, ein sehr hoch gesteck­tes Ziel, aber den­noch erstrebenswert.

Zauberkun­st ist eine Tech­nolo­gie!
Eine kühne Behaup­tung, die viele Zauber­fre­unde sicher­lich erst ein­mal nicht mit mir teilen wer­den. Ich hoffe aber, dass nach meinen Aus­führun­gen diese Behaup­tung klar­er wird und Sie den Kern­gedanken erfassen.

Es ist das Phänomen der Magie, weswe­gen die Leute gekom­men sind, um Sie zu sehen, und nicht irgendwelche Witze oder Sprüche, bzw. bil­lige Trickchen! Die Zuschauer sind gekom­men, um einen Zauber­er zu sehen, der sie verblüfft und täuscht, so dass das Staunen bleibt. Arbeit­en Sie daran, dass die Tech­nolo­gie in Ihrer Zauberkun­st stimmt und die erzeugte Täuschung per­fekt ist! Nur die Zuschauer prä­gen der Vor­führung aus eigen­em Willen und in Erman­gelung ein­er anderen Erk­lärung für die erlebten “Wun­der” den Stem­pel “Das ist Kun­st bzw. das muss Kun­st sein, wenn ein­er sowas kann” auf!

Für uns muss Zauberkun­st eine Tech­nolo­gie sein und bleiben, da ohne die kor­rek­te Tech­nolo­gie eine Täuschung oder das Erleb­nis des Staunens beim Zuschauer nicht stat­tfind­en kann! Es muss unser Ziel sein, diese Tech­nolo­gie so per­fekt als möglich zu beherrschen und sie in unseren Dar­bi­etun­gen richtig einzuset­zen.

Worin beste­ht denn nun die Tech­nolo­gie in der Zauberkun­st?
Unter Tech­nolo­gie ver­ste­he ich nicht nur die vie­len Kästchen und Hil­f­s­mit­tel (obwohl diese auch bis zu einem gewis­sen Grad dazu zu zählen sind) son­dern viele weit­ere wichtige Dinge, die alle­samt notwendig sind und zusam­me­nar­beit­en müssen, um eine per­fek­te Täuschung und gelun­gene Zauber­vorführung zu ermöglichen. Hier eine Auflis­tung der einzel­nen Kom­po­nen­ten, die die Tech­nolo­gie in der Zauberkun­st aus­machen:

Griffe oder die Fähigkeit, Ihre Hände in ein­er natür­lichen Art zu bewe­gen, während­dessen Sie etwas anderes tun, das von den Zuschauern nicht bemerkt wird.

  • Mis­di­rek­tion
  • Direk­tion
  • Das Wis­sen, wie man mit den Zuschauern umge­ht
  • Das Wis­sen, was die Zuschauer wirk­lich erstaunt
  • Das Wis­sen, wie die Zuschauer die Real­ität wahrnehmen
  • Ein Grund­ver­ständ­nis für Men­schen
  • Die Erschaf­fung eines per­sön­lichen Stils
  • Da Wis­sen und die Fähigkeit, mit Men­schen umge­hen zu kön­nen bzw. wie man mit ihnen umge­ht
  • Die Fähigkeit, die Umstände bei der Vor­führung richtig abschätzen zu kön­nen und entsprechend in der Lage zu sein, zu reagieren bzw. sich anzu­passen
  • Die fünf Schritte der Täuschung — wie eine Täuschung zus­tande kommt 

Um eine Tech­nolo­gie beurteilen zu kön­nen, muss man sich zuerst darüber Gedanken machen, wie eine Täuschung in den Köpfen der Zuschauer zus­tande kommt. Dies passiert in der Regel in fünf Schrit­ten:

  1. 1. Ein(e) Zustand/Situation wird gezeigt
    Der Vor­führende zeigt einen bes­timmten Zus­tand vor, z.B. einen leeren Bech­er und einen kleinen Ball.
  2. 2. Der Vor­führende führt eine Aktion aus
  3. Er führt nun eine Hand­lung aus, die einen bes­timmten Zus­tand erzeugt. Die Zuschauer haben von diesem Zus­tand ein klares Bild. Er legt den Ball (schein­bar) unter den Bech­er. Die Zuschauer denken, der Ball befind­et sich unter dem Bech­er.
  4. 3. Der daraus resul­tierende Zus­tand ist anders als die Zuschauer erwartet haben
  5. 4. Der Vor­führende zeigt, dass der Zus­tand anders ist, als die Zuschauer erwarten. Wird der Bech­er hochge­hoben, so sehen die Zuschauer, dass der Ball ver­schwun­den ist.
  6. 5. Die Zuschauer ver­suchen, die ersten drei Schritte nochmals zu rekon­stru­ieren und nachzuvollzie­hen.
  7. Hier kommt der bewusste Ein­satz von Sub­til­itäten und men­tale Direk­tion zum tra­gen, durch die ver­hin­dert wird, dass der Zuschauer seine falschen Annah­men bemerkt und das Trick­geschehen kor­rekt rekon­stru­ieren kann.
    Die Zuschauer denken: “Moment, ich habe genau gese­hen, dass der Ball unter den Bech­er gelegt wurde. Er hat ihn auch nicht weggenom­men oder irgend­was gemacht. Warum ist dieser Ball jet­zt weg? Wo ist er jet­zt?”
    5. Die Zuschauer kom­men zu dem Entschluss, dass sie getäuscht wur­den
    Die Zuschauer denken: “Ich habe keine Ahnung, wohin dieser Ball ver­schwun­den ist – es muss Zauberei sein!”

Falsche Annah­men – die Grund­lage der Täuschung
Hier sind wir bei einem der wichtig­sten Punk­te für das Ver­ständ­nis, wie eine Täuschung zus­tande kommt. Im Gegen­satz zur landläu­fi­gen Mei­n­ung, dass alles nur “eine Sache der entsprechen­den Mis­di­rek­tion” ist, basiert und funk­tion­iert die Zauberkun­st auf der Tat­sache, dass die Zuschauer falsche Annah­men tre­f­fen. Es sind genau diese Vorstel­lun­gen vom Geschehen, die die Zuschauer haben und die sie sich selb­st erschaf­fen haben, um die es geht. Im Klar­text: Wir als Zauberkün­stler wer­den alles daran set­zen, unter Ein­satz aller uns zur Ver­fü­gung ste­hen­der Mit­tel, den Zuschauer dazu zu ver­leit­en, falsche Annah­men zu machen.

Das Prinzip ist sehr leicht zu ver­ste­hen: Sie leg­en einen Ball schein­bar von ein­er in die andere Hand. In Wirk­lichkeit führen Sie jedoch eine falsche Über­gabe aus. Die Zuschauer nehmen an, dass der Ball sich in der Hand befind­et – das ist die falsche Annahme! Wenn Sie die Hand dann öff­nen, ist der Ball “ver­schwun­den” und der Effekt der Zauberei wirkt auf den Zuschauer. Am besten, Sie gehen bei der Rou­ti­nenkon­struk­tion nach eini­gen weni­gen Regeln vor:

Die grundle­gende Frage zuerst beant­worten: Welche falschen Annah­men muss der Zuschauer machen?

Erst die Liste mit den falschen Annah­men erstellen, danach die Rou­tine aus­richt­en.

Bauen Sie die entsprechende Mis­di­rek­tion ein, um den Zuschauer daran zu hin­dern, seine (falschen) Annah­men nochmals im Nach­hinein zu über­prüfen.

Wie kann ich die falschen Annah­men des Zuschauers im Nach­hinein noch ver­stärken?

  1. Tipps, wie man falsche Annah­men in eine Rou­tine ein­baut
    Es gibt unzäh­lige Meth­o­d­en, eine falsche Annahme vor der späteren Ent­deck­ung durch den Zuschau­er zu ver­ber­gen. Hier einige der effizien­testen Möglichkeit­en:

Eine falsche Annahme mit ein­er weit­eren falschen Annahme verdeck­en.

Schein­bar gar nichts tun, so dass gar keine falschen Annah­men da sind, die nochmals über­prüft wer­den kön­nen. Das bedeutet, die Griffe und Trick­tech­niken sind so per­fekt, dass in den Augen des Zuschauers schein­bar gar nichts passiert.

Das Um-Eins-Voraus-Prinzip – der Zuschauer hinkt dem wahren Trick­geschehen immer um einen Schritt hin­ter­her, was es unmöglich macht, den Ver­lauf kor­rekt zu rekon­stru­ieren. Sub­tile “Überzeuger” ein­set­zen, um die falsche Annahme des Zuschauers zu bekräfti­gen.

Der Auf­bau eines Pro­gramms
Ein Sprich­wort sagt: “Verzwei­flung ist der Preis, den man bezahlen muss, wenn man sich ein unerr­e­ich­bares Ziel gesteckt hat.”

Dies trifft beson­ders auf Ama­teurza­uber­er zu, denn allzu oft ver­sucht man, ein “Traumpro­gramm” zusam­men­zustellen, das die eige­nen Fähigkeit­en und Möglichkeit­en maß­los über­steigt. Der Rest ist Frus­tra­tion und Auf­gabe, man führt wieder die alte Hasen­wan­derung oder ähn­lichen Schrott vor. Um diesem Dilem­ma zu entkom­men, ist es am vernün­ftig­sten, nach einem strik­ten Plan vorzuge­hen, der wie ein Fahrplan zu ver­ste­hen ist, nach dem man sich stur und ohne zur Seite zu blick­en richtet. Frei nach dem Mot­to: “Plane die Arbeit und bear­beite den Plan!”

Der beste Plan, den ich kenne und der mit Sicher­heit in kürzester Zeit zum Erfolg führt (voraus­ge­set­zt natür­lich, dass man sich auch daran hält), ist der “10-Punk­te-Plan” des amerikanis­chen Zauberkünst­lers Gene Ander­son.

Der 10-Punk­te-Plan nach Gene Ander­son

Schritt 1: Die Trick­lis­ten zusam­men­stellen
Die zwei Lis­ten — Der wesentliche Punkt ist, dass man mit etwas anfängt. Natür­lich nicht mit irgend­etwas, son­dern mit dem richti­gen! Am besten ist es, man sieht seinen Zauber­schrank oder Zauber­koffer und die vorhan­dene Lit­er­atur bzw. die eige­nen Noti­zen durch und schreibt sich zwei Lis­ten: Auf Liste 1 kom­men Tricks, die Sie jet­zt bere­its vor­führen kön­nen. Auf Liste 2 die Tricks, die Sie gerne vor­führen möcht­en.

Dabei ist zu beacht­en, dass dieses Set von Lis­ten nur für eine Dar­bi­etung ver­wen­det wird. Wenn Sie also an ein­er Close-up Num­mer arbeit­en möcht­en, fer­ti­gen Sie sich ein zweites Set von Lis­ten speziell für diese Num­mer an. Wenn Sie die Liste 1 zusam­men­stellen (also die Tricks, die Sie bere­its kön­nen), wer­den Ihnen mit Sicher­heit Tricks ein­fall­en, die Sie gerne kön­nen möcht­en, die also auf Liste 2 kom­men. Diese bei­den Auf­stel­lun­gen wer­den aber nicht nur als erster Überblick dienen, son­dern für Ihre weit­ere Arbeit eine große Bedeu­tung haben.

Schritt 2: Das A‑Material zusam­men­stellen
“Weisheit beste­ht darin, zu wis­sen, was man überse­hen muss.”
Jet­zt geht es darum, die Tricks auf der Liste nach Pri­or­itäten zu ord­nen. Sie markieren also ein­fach die Tricks, die Ihnen auf Liste 1 am besten gefall­en, mit einem A. Diejeni­gen, die in Ord­nung aber nichts beson­deres sind, erhal­ten ein B und diejeni­gen, die Ihnen aus irgen­deinem Grunde nicht so beson­ders zu sagen, ein C.

Der näch­ste Schritt beste­ht darin, die A‑Tricks, B‑Tricks und C‑Tricks in Kat­e­gorien einzuord­nen, also z. B. Kar­ten­tricks, Seil­tricks, Tricks mit Tüch­ern usw. Dabei wer­den Sie bemerken, dass sich einige Tricks aus ein­er Kat­e­gorie eventuell zu ein­er län­geren Rou­tine kom­binieren lassen.

Aber behal­ten Sie eines im Auge: Übertreiben Sie es nicht, denn das erste Ziel ist eine Dar­bi­etung von höch­stens 30 Minuten Dauer! Und wir wollen diese Dar­bi­etung vor einem zahlen­den Pub­likum vor­führen!

Schritt 3: Die Show fes­tle­gen
Jet­zt gehen wir an die erste Zusam­men­stel­lung. Ver­suchen Sie, diese aus­gewählten Tricks und Rou­ti­nen in eine halb­wegs logis­che Rei­hen­folge zu arrang­ieren und notieren Sie dabei, wie lange die einzel­nen Rou­ti­nen nach Ihrer Ein­schätzung etwa in der Vor­führung brauchen. Trock­enübun­gen und eine Stop­puhr helfen dabei unge­mein!

Schritt 4: Ord­ner anle­gen
Jet­zt, nach­dem Sie sich für die einzel­nen Tricks entsch­ieden haben, bere­it­en Sie die Materialsamm­lung für jeden einzel­nen Trick vor. Ich selb­st habe mir deshalb Schreibmap­pen für jeden einzel­nen Trick besorgt, weil ich dann dort neue Ideen, Vortagss­plit­ter, Gags und Verbesserun­gen jew­eils zum Trick able­gen kann. Sam­meln Sie nun alle Rou­ti­nen, Tips und Ideen zu den einzel­nen Kun­st­stück­en, die Sie find­en kön­nen. Kopieren Sie dieses Mate­r­i­al und heften Sie es zu den einzel­nen Tricks in die Mappe ab.

Diesen Prozess behal­ten Sie eigentlich die ganze Zeit bei, d.h. Sie konzen­tri­eren sich auch die näch­sten Jahre auf die Suche nach den passenden Zutat­en zu Ihren Effek­ten.

Sie haben dabei zwei Ziele vor Augen. Das kurzfristige Ziel ist, jeden einzel­nen Effekt in die bestmög­liche Rou­tine zu entwick­eln. Das langfristige Ziel ist, jeden einzeln Effekt durch einen noch besseren zu erset­zen, so dass natür­lich auch Ihr Pro­gramm an Qual­ität gewin­nt! Im Laufe der Zeit wer­den Sie natür­lich auf Kon­gressen auf weit­ere inter­es­sante Tricks stoßen, die Sie gerne vor­führen möcht­en und Sie schreiben sie dann eben auf Liste 2. Wenn ein Effekt dann nach einiger Zeit auf Liste 2 immer noch die gle­iche Fasz­i­na­tion wie zu Beginn auf Sie ausübt, ist er es wert, in die engere Auswahl zu kom­men und irgend­wann auf Liste 1 und damit dann in Ihrem Pro­gramm zu lan­den.

Schritt 5: Das Einüben der Tricks
“Das Geheim­nis des Erfolges liegt in der Stetigkeit der Ziele.” Jet­zt gehen Sie daran, die einzel­nen Tricks einzuüben. Damit ist aber nur die Tech­nik gemeint, d.h. die trick­tech­nis­chen Aspek­te. Zum Üben und den richti­gen effek­tiv­en Tech­niken fol­gen später noch ein paar Hin­weise und Tipps.

Schritt 6: Ein Drehbuch erstellen
Wichtig ist natür­lich auch ein “Drehbuch”, das jedem einzel­nen Trick zugrunde liegt. Hier wird der Vor­trag fest­ge­hal­ten, die Gags, die Abläufe, etc. Von großer Bedeu­tung ist, dass Sie alles — wie in einem Regie- oder Drehbuch — schriftlich fes­thal­ten. Natür­lich wird dies alles ein wenig Zeit beanspruchen, denn solche Drehbüch­er wer­den in der ersten Zeit kon­stant ergänzt, erweit­ert, umgeschrieben usw. Dann müssen Sie den Vor­trag erst ein­mal auswendig ler­nen und dann einüben, so dass er frei und spon­tan klingt. Sie gehen also mit der gle­ichen Diszi­plin wie ein Schaus­piel­er vor, der auch zuerst das Drehbuch liest, auswendig lernt und dann anfängt, anhand des Drehbuch­es sich in seine Rolle hineinzu­ver­set­zen, bis er schließlich sich mit dieser Rolle total iden­ti­fiziert.

Ger­ade in dieser Phase sam­meln Sie auch alles an Vor­tragss­plit­tern und Gags, die Sie zu den einzel­nen Kun­st­stück­en find­en kön­nen.

Schritt 7: Das Durch­spie­len der Rou­tine
Wenn Sie die Mechanik eines Kun­st­stück­es beherrschen und den Vor­trag und Ablauf verin­ner­licht haben, geht es daran, die Rou­tine von Anfang bis Ende durchzus­pie­len und für ein imag­inäres Pub­likum vorzuführen. Ihr ”Pub­likum” beste­ht dabei aber aus einem Kas­set­ten­recorder, der Ihnen die Resul­tate ungeschminkt und gnaden­los aufzeigt.

Schritt 8: Die Show straf­fen
Egal, wie lange Sie eine Rou­tine eingeübt und durchge­spielt haben, Sie müssen sie irgend­wann vor Men­schen zeigen, um her­auszufind­en, ob sie wirkt. Wenn Sie dann vor Pub­likum vor­führen, ist es wichtig, einen Kas­set­ten­recorder mit­laufen zu lassen. So kön­nen Sie fest­stellen, welche Gags ankom­men und welche nicht, bzw. wie die Rou­tine beim Pub­likum wirkt. Wichtig ist aber auch ein ander­er Aspekt: Durch den Recorder kön­nen Sie fest­stellen, wo tote Zeit­en sind (z.B. durch das Aufnehmen und Able­gen von Req­ui­siten).
Diese Zeit ist für die Zuschauer nicht unter­halt­sam und sollte durch entsprechende Vor­tragss­plit­ter und Gags (cov­er­ing lines) unter­halt­sam gemacht wer­den. Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Beobachtun­gen nieder­schreiben, so dass Sie später darauf zurück­greifen kön­nen.

Schritt 9: Neues Mate­r­i­al entwick­eln
Ihr seht die Dinge und fragt: Warum? Ich aber sehe Dinge, die noch niemals waren, und frage: Warum nicht?

Dieser Ausspruch sollte eigentlich alles aus­sagen. Lassen Sie sich im kreativ­en Prozess niemals ent­muti­gen oder von ein­er Idee abbrin­gen, nur weil andere sagen, das wäre nicht durch­führbar oder unre­al­is­tisch. Für (fast) alles gibt es eine Lösung, nur muss man sie bewusst suchen und sich dabei von nichts ein­schränken lassen. Vergessen Sie also die Kom­mentare Ihrer lieben “Zauberkol­le­gen”, wenn Sie an ein­er Idee brüten. Am besten, Sie sagen gar nichts, wenn eine Idee “in der Mache” ist …

Schritt 10: Die Show glattschleifen
Dieser Prozess läuft eigentlich kon­tinuier­lich ab. Sie üben die Rou­ti­nen weit­er, ver­suchen kon­stant tote Zeit­en zu eli­m­inieren und suchen nach neuen bzw. besseren Gags und Vorträ­gen. George Burns hat gesagt: “Eine aus­gereifte, kom­pak­te Dar­bi­etung erken­nt man daran, dass es keine Stelle gibt, an der man noch schleifen kön­nte.”

Über den Lern­prozess und Automa­tisierung
Ich bin der Überzeu­gung, dass alle Hand­lun­gen, die Men­schen aus­führen, auf zwei wesentliche Dinge zurück­zuführen sind. Es gibt in jedem von uns zwei Seit­en, die unser Han­deln bes­tim­men.

A) Die kon­trol­lierte Seite
Die Kon­troll­seite führt die Entschei­dun­gen aus und dirigiert weit­er an die automa­tis­che Seite, diese Entschei­dun­gen auszuführen

B) Die automa­tis­che Seite
Die automa­tis­che Seite in uns wird ein Leben lang geschult, so dass wir viele Hand­lun­gen und Dinge tun kön­nen, ohne darüber nach­denken zu müssen.
Ziel muss sein, unsere Griffe und Tech­niken soweit zu trainieren, dass sie in “Fleisch und Blut überge­hen”, d.h. auss­chließlich von der automa­tis­chen Seite aus­ge­führt wer­den. Wir kön­nen diese Griffe dann aus­führen, ohne darüber nach­denken zu müssen. Vielle­icht ist es für Ihr Ver­ständ­nis ein­fach­er, wenn Sie sich vor Augen hal­ten, wie ein Lern­prozess stat­tfind­et. Es gibt ver­schiedene Sta­di­en, die ein jed­er Stu­dent durch­läuft Nur wer die richti­gen Tech­niken ken­nt und auch beachtet, wird inner­halb kürzester Zeit die besten Resul­tate erzie­len. Deshalb zunächst ein paar Gedanken zum eigentlichen Prozess des Ein­studierens oder Ler­nens. Jed­er Lern­prozess läuft in vier Schrit­ten ab und es ist sehr von Vorteil, sich diese ein­mal vor Augen zu hal­ten:

1) Unbe­wusste Inkom­pe­tenz
In dieser Phase sind Sie sich nicht darüber im Klaren, dass Sie noch nichts wis­sen. Als Beispiel kön­nte ein kleines Mäd­chen dienen, das ihren Brud­er beobachtet, wie er Fahrrad fährt. Das möchte sie natür­lich auch, weiß aber nicht, dass Sie noch nicht auf dem Fahrrad bal­ancieren kann.

2) Bewusste Inkom­pe­tenz
Das kleine Mäd­chen steigt nun auf das Fahrrad und fällt herunter. Jet­zt weiß sie sofort, dass sie noch nicht Fahrrad fahren kann.

3) Bewusste Kom­pe­tenz
Das kleine Mäd­chen übt jet­zt die Bal­ance und sehr bald kann sie mit dem Fahrrad fahren, solange sie sich auf das Bal­ancieren konzen­tri­ert.

4) Unbe­wusste Kom­pe­tenz
Das Mäd­chen übt weit­er und nach ein­er gewis­sen Zeit wird das richtige Bal­ancieren auf dem Fahrrad zu ein­er Gewohn­heit. Jet­zt kann sie mit dem Fahrrad herum­fahren und unbe­wusst mit dem Prob­lem der Bal­ance umge­hen. Außer­dem kann sie jet­zt beim Fahrrad fahren an etwas anders denken!
Unser Ziel als Zauberkün­stler muss sein, jedes Kun­st­stück und jeden Griff auf die vierte Stufe zu heben, so dass wir die Rou­tine aus­führen kön­nen, ohne darüber nachzu­denken. Dadurch haben wir den Kopf frei für andere Sachen, so kön­nen wir uns jet­zt darauf konzen­tri­eren, richtig zu sprechen und die Zuschauer anzuse­hen.

Dieses Ziel kön­nen Sie leichter erre­ichen, wenn Sie sich die Kun­st­stücke vornehmen, die Sie schon beherrschen, denn Sie haben die Griffe ja bere­its ein­studiert und kön­nen dazu überge­hen, das Drehbuch zu schreiben und die Rou­ti­nen durchzus­pie­len. Meis­tens geht es aber darum, neue Griffe und Rou­ti­nen zu meis­tern.

Die 5 Schritte, wie ein neuer Griff ein­studiert wird
Der Griff wird langsam eingeübt, schrit­tweise und mit Ablenkun­gen (Radio, Fernse­her, etc.). Mit viel Konzen­tra­tion erar­beit­et man sich jeden einzel­nen Schritt des Griffes.

Mit Aufmerk­samkeit und Konzen­tra­tion kann der Griff schon halb­wegs aus­ge­führt wer­den.

Wenn man den Griff immer und immer wieder macht, kommt der “Knack­punkt” und man merkt im Laufe der Zeit, wie sich der Griff “anfühlt”.

Die Phase der großen Frus­tra­tion und Langeweile. Der Griff “läuft“ und Sie glauben, den Griff sowieso schon zu kön­nen – eine gefährliche Phase, in der viele vorzeit­ig abbrechen und dann “schlampig” weit­er­ar­beit­en!)

Nach aus­re­ichen­der Zeit und entsprechen­dem Durch­hal­tev­er­mö­gen macht der Griff plöt­zlich wieder Spaß und man wird ihn mit ziem­lich­er Sicher­heit ab dieser Phase ein Leben lang ver­wen­den. Der griff ist zur zweit­en Natur gewor­den.

So gehen Sie also an das Ein­studieren eines neuen Griffes: Zuerst müssen bei einem neuen Griff die Muskeln an die ungewöhn­lichen Bewe­gungsabläufe gewöh­nt wer­den. Dies ist also Phase 2, die bewusste Inkom­pe­tenz. Wenn Sie sich also für einen neuen Griff entsch­ieden und vorher in der Lit­er­atur und auf Videos alle möglichen Vari­anten ange­se­hen und die Ihnen am besten liegende her­aus­ge­sucht haben, begin­nen Sie damit, diesen einzi­gen Griff einzuüben. Vergessen Sie dabei alle anderen und ver­spie­len Sie sich nicht! Sie üben nur diesen einzel­nen Griff.

Dies kann dur­chaus mehrere Tage, unter Umstän­den sog­ar Wochen oder Monate dauern, bis sich die Muskeln an den neuen Bewe­gungsablauf gewöh­nt haben. In dieser Phase wird auch der Spiegel zu Kon­trol­lzweck­en einge­set­zt. Wenn die Aktio­nen dann fast schon automa­tisch gewor­den, also “in Fleisch und Blut überge­gan­gen” sind, gehen Sie zu Phase 3 über. Jet­zt fan­gen Sie an, “kalt” zu üben. Das bedeutet, Sie üben die kom­plet­ten Rou­ti­nen von Anfang bis Ende durch, mit allen Req­ui­siten, Prä­pa­ra­tio­nen und selb­stver­ständlich dem kom­plet­ten Vor­trag! Wenn das alles vorüber ist, gehen Sie in die 4. Phase des Ein­studierens und kön­nen sich nun den weit­eren Aspek­ten der Rou­tine wid­men
‑Präsen­ta­tion, Vor­trag, Fein­heit­en, Abläufe, Tim­ing, etc. Dabei ist es wichtig, bei jedem Übungs­durchgang sich tat­säch­lich ein Pub­likum vorzustellen, das vor einem sitzt.

Die 5 Schritte zur Meis­ter­schaft
Die hier beschrieben Schritte betr­e­f­fen nicht nur die Zauberkun­st, son­dern lassen sich im Prinzip auf alles mögliche anwen­den, das Sie erler­nen möcht­en. Wenn Sie diese Schritte beherzi­gen und in sich aufnehmen, wer­den die Chan­cen größer, dass Sie in Ihrer Zauberkun­st schneller und effizien­ter zum Ziel kom­men.

Um erfol­gre­ich zu sein, müssen Sie im Besitz ein­er Tech­nolo­gie sein, die funk­tion­iert. Dieser Punkt ist an sich ziem­lich offen­sichtlich, wird aber lei­der von vie­len Hob­byza­uber­ern ignori­ert! Dies bet­rifft sowohl Griffe und manip­u­la­tive Tech­niken, als auch Gerätschaften, die in einem Zus­tand oder von ein­er Kon­struk­tion sind, die eine Täuschung des Zuschauers nicht zulassen.
Beispiele für Tech­niken, die nicht funk­tion­ieren, gibt es wie Sand am Meer. Zur Illus­tra­tion habe ich ein paar beson­ders schlimme Beispiele her­aus­ge­sucht: verdächtig dicke und unnatür­lich aussehen­de Trick­brief­taschen — Griffe, die keine Täuschungskraft besitzen, weil der palmierte Gegen­stand “blitzt” — schlecht aus­ge­führte Pal­ma­gen, bei denen der Zuschauer sieht, wie die Karte vom Spiel genom­men wird — bunt deko­ri­erte Schachteln und Gerätschaften, die dem Zuschauer nichts sagen und bei denen z.B. der Spiegel so schlecht einge­baut bzw. kaschiert ist, dass es ein Blind­er sieht ‑Dau­men­spitzen, die viel zu dunkel sind im Ver­gle­ich zur Haut­farbe des Vor­führen­den — Tüch­er, aus denen später etwas “erscheint”, die vorher aber schon unnatür­lich steif und volu­minös in der verkrampften Hand gehal­ten wer­den — Bucht­ests, bei denen Seiten­zahl und Wort durch Wür­feln ermit­telt wer­den, weil der Zuschauer sofort ein math­e­ma­tis­ches Prinzip dahin­ter ver­mutet, die Liste kön­nte noch end­los ver­längert wer­den …

Wenn Sie die richtige Tech­nolo­gie haben, müssen Sie wis­sen, dass sie funk­tion­iert
Ein wichtiger Punkt, an dem auch viele Hob­byza­uber­er scheit­ern. In der Ver­gan­gen­heit haben Sie sich sicher­lich mit unzäh­li­gen Tech­niken auseinan­derge­set­zt und dabei fest­gestellt, dass viele nicht funk­tion­ieren. Diese Erleb­nisse über­wiegen und man tendiert dazu, im Laufe der Zeit so ziem­lich JEDER Tech­nolo­gie zu mis­strauen, die einem unter die Fin­ger kommt. Und das gilt auch lei­der für Tech­nolo­gien, die tat­säch­lich funk­tion­ieren! Diesen Punkt muss man ver­suchen zu über­winden und ein­er Tech­nolo­gie wieder anfan­gen zu ver­trauen. Das ist beson­ders am Anfang ein­er Zauberkar­riere ein­er der schwierig­sten Punk­te, denn woher sollte man denn man­gels Fach­wis­sen auch wis­sen, was richtig und was falsch ist?

Hier sei auch eine Kri­tik an der Händler­szene ange­bracht. Viele Beschrei­bun­gen in den Händler­katalogen von Kun­st­stück­en sind der­art wirk­lichkeits­fremd, dass sie eigentlich schon in das Kapi­tel “unlautere Wer­bung” einzuord­nen sind. Ger­ade für den Anfänger ist dies nicht son­der­lich hil­fre­ich — im Gegen­teil, es hält ihn davon ab, sich klar auf wirk­lich wesentliche Punk­te der Zauberkun­st zu konzen­tri­eren und Kun­st­stücke und Rou­ti­nen auszusuchen, die zu ihm passen und in einem für ihn vertret­baren Bere­ich liegen.

Mein drin­gen­der Rat an alle, die sich noch nicht solange mit der Zauberkun­st beschäfti­gen: Mei­den Sie Zauber­händler wie die Pest (wann immer möglich), kaufen Sie nur Hil­f­s­mit­tel und Gegen­stände, die man uni­versell ein­set­zen kann und die Sie selb­st nicht so leicht her­stellen kön­nen (z.B. Daumen­spitzen) und konzen­tri­eren Sie Ihre Investi­tio­nen auf Büch­er, das bedeutet Wis­sen. Lei­der wer­den in der Händler­branche zum größten Teil nicht funk­tion­ierende Tech­nolo­gien (nach dazu für teures Geld) ange­boten, die eigentlich mehr dem Fortschritt des einzel­nen schaden als nützen.

Sie müssen ver­ste­hen, wie die Tech­nolo­gie funk­tion­iert und warum
Klar, wer nicht begreift, warum etwas so und so funk­tion­iert und vor allem wie und worauf es ankommt, dass die Tech­nolo­gie ihre Wirkung ent­fal­tet, wird nicht recht weit kom­men. Ein gründli­ches, tiefer­ge­hen­des Ver­ständ­nis, bei uns in der Zauberkun­st vor allem von den psy­chol­o­gis­chen Fak­toren, die in ein­er Tech­nolo­gie liegen, ist absolute Grund­vo­raus­set­zung, wenn Sie eine Techno­logie meis­tern und anwen­den wollen.

Sie müssen die Tech­nolo­gie durch kon­stantes Üben beherrschen
Die Tech­nolo­gie alleine macht natür­lich den Erfolg noch lange nicht aus. Sie kön­nen jahre­lang z.B. darüber lesen, wie man ein Musikin­stru­ment spielt, wenn Sie es aber nicht selb­st immer wieder üben und prak­tizieren, dann wer­den Sie nie in der Lage sein, das Instru­ment zu beherrschen.

Sie müssen die Tech­nolo­gie anwen­den
Logisch, denn Zauberei ist eine Unter­hal­tungs­form, die vor lebendi­gen Zuschauern gezeigt wer­den muss, son­st sind Sie kein Zauber­er. Dies gilt natür­lich nicht für diejeni­gen unter uns (und davon gibt es einige…) die die Zauberkun­st nur im “stillen Käm­mer­lein” betreiben wollen, zum eige­nen Zeitver­treib oder zur Selb­st­belus­ti­gung.

Wie man eine Rou­tine zusam­men­stellt
Es ist ein­fach­er, beim Zusam­men­stellen ein­er Rou­tine nach einem gewis­sen Schema vorzuge­hen. Ich beschreibe Ihnen hier meine sieben Schritte, nach denen ich per­sön­lich vorge­he.

Sich für den Effekt entschei­den

Die falschen Annah­men auswählen

Sich für die richti­gen Tech­niken entschei­den

Die Tech­niken meis­tern

Die entsprechende Mis­di­rek­tion kreieren, um den Zuschauer davon abzuhal­ten, seine falschen Annah­men nochmals zu über­prüfen

Nach inter­es­san­ten „Drehs“, Fein­heit­en oder unter­halt­samen Sachen suchen

Möglichst viele Ele­mente hinzufü­gen, die die Wirkung des Kun­st­stück­es steigern

Über Lam­p­en­fieber
Dieses Gefühl ist jedem, der vor ein Pub­likum tritt, bestens bekan­nt. Lam­p­en­fieber muss aber nicht immer nur Stress und Angst vor einem Auftritt bedeuten, es kann vielmehr auch eine Span­nung und angenehme Aufre­gung vor dem Beginn erzeu­gen. Eine gesunde Por­tion Lam­p­en­fieber kann durch aus hil­fre­ich sein, um sich gut für einen Auftritt zu motivieren.

Die gute und gewis­senhafte Vor­bere­itung ist immer noch das A und O, um das Lam­p­en­fieber in Schach zu hal­ten. Weit­er­hin ist wichtig, gut und tief Ein- und Auszu­at­men. Wenn Sie aufgeregt sind, atmen Sie flach­er, der Kör­p­er bekommt dadurch weniger Sauer­stoff und Sie wer­den dadurch nur noch aufgeregter.

Hier ein paar Tips aus der Prax­is, die Ihnen mit Sicher­heit helfen wer­den, das Lam­p­en­fieber unter Kon­trolle zu hal­ten und das gefürchtete Zit­tern der Hände zu unterbinden:

Vor dem Auftritt Kon­takt mir ver­traut­en Per­so­n­en suchen und auf keinen Fall über den Auftritt sprechen.

Wer aufgeregt ist, sollte sich daran erin­nern, dass er gründlich vor­bere­it­et ist.

Machen Sie sich bewusst, dass das Pub­likum nicht weiß, was kommt. Sie haben dadurch einen Vor­sprung. Zwis­chen zwei Kun­st­stück­en in aller Ruhe tief dur­chat­men.

Schreiben Sie sich diese Hin­weise und Tips auf eine kleine Karteikarte, die Sie in Ihrem Zauberkof­fer ver­steck­en, so dass Sie daran erin­nert wer­den, wenn Sie das näch­ste Req­ui­sit aus dem Kof­fer holen! Dies ist eine sehr effiziente Art, sich selb­st immer wieder zur Ruhe zu brin­gen!

Kurz vor dem Auftritt in aller Ruhe ein Glas Wass­er ein­schenken und — ohne zu Zit­tern — trinken. Das vertreibt den lästi­gen Kloß im Hals und macht die Stimme geschmei­di­ger.

Nehmen Sie pos­i­tive Reak­tio­nen des Pub­likums bewusst wahr und erfreuen Sie sich daran (Lachen, Klatschen, etc.). Auch hil­ft es, sich diesen Tip auf ein­er Karteikarte zu notieren und für Sie sicht­bar im Zauberkof­fer oder auf dem Ablagetisch zu deponieren.

Am Anfang kön­nen Sie einen “geliebten oder ver­traut­en” Gegen­stand, eine Art Tal­is­man, mitneh­men, auf den Sie zuerst bes­timmte pos­i­tive Gefüh­le “über­tra­gen”, um sie später dann bei der entsprechen­den Gele­gen­heit wieder “abzu­rufen”. Viele Kün­stler haben einen solchen Tal­is­man bei sich, der Ihnen nicht nur Glück bringt, son­dern auch helfen soll, sich schneller zu konzen­tri­eren.

William James sagte: “Han­dle mutig und Du wirst mutig!” Um dieses Mut­ge­fühl zu unter­stützen, kön­nen Sie sich vorstellen, dass jed­er einzelne Zuschauer Ihnen Geld schulde; ja dass alle nur gekom­men sind, um Sie um ein Dar­lehen zu bit­ten! Dieser Gedanke sollte Ihnen ein sym­pa­this­ches (nicht arro­gantes!) Lächeln ent­lock­en, mit dem Sie “das Eis brechen”.

Ver­suchen Sie, Ihr Pub­likum ken­nen­zuler­nen und einzuschätzen. Dadurch wer­den Sie nicht über­rascht, son­dern sind vor­bere­it­et.

Ste­hen Sie mit bei­den Beinen fest auf dem Boden und hal­ten Sie Blick­kon­takt zu den Zuschauern. Die Hände hän­gen zu Beginn lock­er an der Seite. Denken Sie wieder­holt “Jet­zt spreche ich!”, machen Sie eine kurze Pause und begin­nen Sie mit ruhiger Stimme Ihren Ein­leitungsvor­trag.

Der beste Tip (sicher­lich nicht jed­er­manns Sache) wurde mir vor vie­len Jahren von dem leg­endären Beruf­sza­uberkün­stler RAXON gegeben und ich gebe Ihnen hier seine Worte so weit­er, wie er es mir gesagt hat­te: “Alex, das beste ist, Du gehst raus, siehst Dir die Leute an und stellst Dir dann vor, die wür­den alle in Unter­ho­sen vor Dir sitzen! Was meinst Du, wie schnell Du ein Lächeln im Gesicht hast und wie schnell das Lam­p­en­fieber weg ist…”

Kon­gresse, Wet­tbe­werbe
Wer liebt es nicht, auf Kon­gresse zu gehen, neue Num­mern zu sehen und viel Spaß zu haben? Sicher­lich ein jed­er von uns. Aber lassen Sie sich doch ein­mal durch den Kopf gehen, was Sie wirk­lich von den Kon­gressen, die Sie die let­zten Jahre besucht haben, mit nach Hause genom­men haben. Hier trifft wahrschein­lich am ehesten das Sprich­wort zu: “Wer nicht weiß, wo er hinge­hen will, kommt am weitesten …” (und läuft heute noch auf Kon­gresse).

Sicher­lich sind Kon­gresse wichtig, was die Fort­bil­dung ange­ht sowie den Kon­takt zu Gle­ich­gesin­nten. Ein­er der besten Wege, sich auf einen Kongress oder Sem­i­nare vorzu­bere­it­en, ist, sich vorher eine Check­liste zusam­men­zustellen, auf der alle Pri­or­itäten und Ziele fest­ge­hal­ten wer­den. Auf dieser Liste ste­ht dann vielle­icht fol­gen­des drauf: “Welche Req­ui­siten brauche ich für meine A- Tricks, wo kriege ich zusät­zliche Infor­ma­tio­nen in Form von Lit­er­atur, Videos, etc. dafür? Finde ich ein paar Sachen, die meine B‑Tricks verbessern? Gibt es neue Tricks für die Liste 2?”

Sem­i­nare
Der Besuch von Sem­i­naren und/oder Work­shops ist in den let­zten Jahren lei­der immer mehr in eine “Shop­ping­tour” oder Verkaufsver­anstal­tung aus­geart­et. Viel zu sel­ten find­et man Sem­i­nare angebo­ten, die einem wirk­lich­es Wis­sen und brauch­bare Tips ver­mit­teln.

Ein erster Schritt ist es natür­lich, sich den jew­eili­gen Sem­i­narleit­er genau anzuse­hen: Ist er ein rein­er Karten­spezial­ist, oder Manip­u­la­tor, oder Kinderza­uber­er?

Danach gilt es, sich beim Besuch des Sem­i­nars genau­so mit ein­er Check­liste vorzu­bere­it­en wie auf den Besuch eines Kon­gress­es und bewusst und inten­siv nach brauch­baren Sachen für Ihre per­sön­lichen Trick­lis­ten Auss­chau zu hal­ten.
Oft über­sieht man auch in Sem­i­naren die vie­len kleinen Tips, Tricks und Nebenbe­merkun­gen, die aber meis­tens das “Salz in der Suppe” sind und oft ist nur eine Fein­heit, Finte oder Finesse den Besuch des gesamten Sem­i­nars wert.
Was ich damit sagen will: Gehen Sie in Zukun­ft bewusster in Sem­i­narver­anstal­tun­gen und hal­ten Sie Augen und Ohren offen. Je klar­er Sie die Infor­ma­tio­nen, die Sie auf einem Sem­i­nar gewin­nen wollen, definiert haben, desto ein­fach­er wird es, diese auch aufzus­püren. Sie wer­den erstaunt sein, wieviel mehr Sie in Zukun­ft aus Sem­i­narver­anstal­tun­gen her­aus­holen kön­nen!