René Lavands Trick
Seit meiner Jugend bin ich süchtig nach Dai Vernons „Cutting the Aces“ (siehe Stars of Magic). Vor allem, als ich von der theatralischen Darbietung von PUNX erfuhr, die in seinem Buch „Setzt euch zu meinen Füßen“ beschrieben wird. Was für ein Juwel!
Doch die Methode war mir zu unsicher, und ich hatte immer das Gefühl, dass sie nicht „richtig“ aussah. Also machte ich mich daran, etwas zu entwickeln, um das zu beheben. Die Lösung war David Britlands Konzept der „zyklischen Asse“, das er vor Jahren in seinem Blog Cardopolis veröffentlichte. Das war ein echter Augenöffner – und erwies sich schließlich als der Schlüssel zu meiner Version des PUNX-Tricks.
Da der Trick einhändig vorgeführt wird, habe ich den unbekannten Spieler aus der PUNX-Geschichte in meinem Skript durch René Lavand ersetzt.
Der Effekt ist ein unglaublich sauberes Abheben zu den Assen, begleitet von einer poetischen Geschichte über den großen Meister. Mein Hauptbeitrag war es, die Methode nahezu automatisch – und was für mich am wichtigsten ist: absolut sicher – zu machen. Wenn ich einen Trick im Fernsehen zeigen müsste, stünde dieser ganz oben auf meiner Liste.
Was du benötigst:
Ein „Baraja Lavandia“ – ein Kartenspiel, das denjenigen ähnelt, die René Lavand verwendet hat: leicht gewölbt, abgenutzt und so, als hätte dir der Meister das Spiel persönlich überreicht. Der Zustand hilft, die Trickkarte im Spiel an den Kanten elegant zu verschleiern.
Du brauchst eine spezielle Karte, die jegliche Fingerfertigkeit überflüssig macht: Die dicke Bertha! Klebe zwei Joker leicht an der Längsseite versetzt (nur ca. 0,5-1 mm) aneinander. Optional: Gib zwei winzige Tropfen UV-härtenden Kleber oder UHU 2-Komponenten-Kleber auf die Vorderseite. Ich verwende BLUEFIXX – der härtet in Sekunden aus. Alternativ funktioniert auch Epoxidkleber.
Diese Vorrichtung ähnelt der Koornwinder Card Control, verhindert jedoch, dass beim Abheben ein Vakuum zwischen den Karten entsteht, und sorgt so für einen sauberen Ablauf.
Vorbereitung und Set-up:
Das vorbereitete Spiel (von der Rückseite zur Bildseite): Kreuz As, beliebige Karten, rotes As, Trickkarte Dicke Bertha, rotes As, Herz 5, Pik 10, Pik Bube, Pik Dame, Pik König, Pik As, 16 beliebige Karten.
Vorführung:
Dies ist eine Routine ganz im Stil von René Lavand – mit nur einer Hand vorgeführt. Sie wirkt wie pure Fingerfertigkeit, läuft aber fast automatisch ab.
Nimm die Karten aus der Schachtel, mische sie falsch und hebe sie locker falsch ab. Lege sie offen auf den Tisch, achte darauf, dass das oberste As nicht sichtbar ist. Dann sammle die Karten wieder ein und lege das Spiel bildunten vor dir auf den Tisch. Du solltest das Spiel nicht perfekt egalisieren, die Trickkarte ist im Spiel durch den unegalisierten Zustand gut getarnt.
Nun hebst du wie von David Britland beschrieben ab:
1. Hebe etwa ein Drittel ab und lege es vor den Hauptstapel.
2. Hebe dann bis zur Trickkarte ab (sie befindet sich etwa im nächsten Drittel).
3. Lege diesen Stapel auf den ersten.
4. Lege zuletzt den Rest des Spiels darauf.
Dreh die oberste Karte um: Das erste As. Wiederhole den Vorgang exakt so – für das zweite As.
Für das dritte As drehst du das ganze Spiel offen um. Hebe nun vorsichtig ein Drittel ab (du musst ÜBER der dicken Bertha abheben, also ziemlich weit oben im Spiel). Dann wieder bei der Trickkarte – und das As erscheint sichtbar auf der Bildseite.
Für das vierte As kommt eine Herausforderung ins Spiel: Bitte den Zuschauer, das Spiel vollständig abzuheben (oder tue das besser selbst) – das bringt die Trickkarte fast wieder an ihre Ausgangsposition.
Führe jetzt den gewohnten dreifachen Abhebevorgang aus und drehe die oberste Karte um. Es ist eine Fünf! Lege sie offen auf den Tisch, dann zähle die nächsten vier Karten ab und lege sie einzeln verdeckt ion einer Reihe auf den Tisch. Die nächste (also fünfte) Karte ist das Pik As.
Zum Schluss drehst du die zuletzt auf den Tisch gelegten Karten dramatisch um – und offenbarst den Royal Flush in Pik!
Skriptvorschlag:
„René Lavand war ein argentinischer Kartenmeister. Ich begegnete ihm auf einer Convention in Italien. Er verlor als Kind seinen rechten Arm – und wurde dennoch ein Gigant der Kartenkunst. Alles mit nur einer Hand!
Ein junger und übermütiger Zauberkünstler forderte ihn heraus: Könne er in einem gemischten Spiel die Asse finden? Der junge Mann legte sein gemischtes Spiel vor René Lavand auf den Tisch. Der Meister sagte: ‚Natürlich. Drei kleine Abhebungen reichen.‘ Und da war das erste As.
Noch einmal: Er hob erneut ab – das zweite As.
Der junge Mann war baff und wollte ihn auf die Probe stellen: ‚Und mit offenen Karten?‘ – Lavand sagte: ‚Noch nie gemacht, aber ich versuch’s.‘ Er hob wieder ab – das dritte As.
Jetzt war der junge Mann sicher, ihn kriegen zu können: ‚Was, wenn ich das Spiel vorher abhebe?‘ – Der junge Mann tat es.
René Lavand hob dreimal ab, drehte die oberste Karte um – eine Fünf. ‚Nur eine Indikator-Karte‘, sagte er. Dann zählte er vier Karten auf den Tisch – das letzte As!
Und dann kam seine Warnung an den jungen Mann: ‚Unterschätze nie jemanden, den du nicht kennst, vor allem, wenn du das nächste Mal Karten spielst – vielleicht hat dein Gegenüber das bessere Blatt!
Dann zeigte er den Royal Flush.
Und der junge Mann – das war ich!“