Kürzlich las ich auf der Webseite des MZvD, dass es aktuell in Deutschland mittlerweile 16 (!) Zauberschulen gibt (Link hier). Das ist erstaunlich viel (ich glaube, so viele Ausbildungsstätten gibt es nicht für z. B. Handzuginstrumentenbauer in unseren Landen). Und ich befürchte, das es noch weitaus mehr davon gibt, als im MZvD gemeldet sind. Natürlich gibt es bei den Schulen gute Qualität (Minderheit) und es gibt aber auch weniger gute Qualität.
Die meisten dieser Zauberschulen zielen mit ihrer Werbung ja auf „normale“ Menschen, also Noch-nicht-Zauberer und versuchen, diese für „unsere schöne Kunst“, „das tolle neue Hobby“, etc. zu gewinnen. „Werden Sie Zauberer“, „Zaubern lernen macht Spaß“, usw.
Steht die Zauberei davor, eine Freizeitbeschäftigung für die Massen zu werden? Es sieht fast danach aus …
Da ich in etwa abschätzen kann, was in diesen Zauberschulen unterrichtet wird und mit welchen Fertigkeiten ausgestattet die Teilnehmer aus den Kursen herauskommen, frage ich mich, was danach passiert. Also wenn man seinen dreimonatigen (oder wie auch immer langen) Kurs mit Diplom absolviert hat. Wenn man also „Diplom-Zauberer“ ist. Kann man dann schon auftreten? Gage verlangen? Hat man professionelles Niveau? Und vor allem: Wie geht die Ausbildung im fortgeschrittenen Niveau weiter? Gibt es da „Universitäten“? Oder Fachhochschulen, oder Meister-Lehrgänge in Deutschland?
Es gibt Berufe, die benötigen eine Ausbildung, die mehrere Jahre braucht. Eine Ausbildung, in der man lange Zeit mit einem Meister zusammenarbeiten muss, um die entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten zu erlangen. Im Zuge derer man auch mal für eine gewisse Zeit ins Ausland muss.
In vielen Berufen ist ein Talent des Bewerbers die absolute Voraussetzung zur Zulassung für eine Ausbildung. Da wird voher durch Auswahlverfahren „gesiebt“, und nur wer wirklich alle Voraussetzungen für den Beruf mitbringt, darf die Ausbildung beginnen. Ansonsten ist eine Ausbildung verschwendete Zeit und Geld.
Wie sieht in der Zauberei die Ausbildung aus? Momentan scheint es eine Art Schema zu geben: Schnupperkurs, Zauberkurs, Zauberschule, Seminarbesuche, Einkauf beim Händler, Mitgliedschaft im MZvD, Webseite, Visitenkarten und raus in die Welt. Es gibt keine Auswahlverfahren, Eignungstests oder ähnliches. Anmelden, Geld einzahlen und man ist drin. Wir haben ja eine freie Marktwirtschaft, jeder darf das tun und lassen, was er will und jeder darf im Markt sich sein Stück vom Kuchen abschneiden. Koste es, was es wolle.
Eine andere Frage, die ich mir stelle: Muss ein jeder das Zaubern erlernen? Kann denn wirklich jeder Zauberer werden? Wenn man ehrlich ist, dann sieht man auch bei vielen, die sich in der Zauberei tummeln, dass sie dafür nicht das geringste Talent haben und man fragt sich, warum solche Menschen den Zauberstab in die Hand nehmen. Wenn das so weiter geht, haben wir irgendwann keine normalen Zuschauer mehr, sondern lauter Fans der Zauberei, die sogar selbst Hand angelegt haben. Fachpublikum also.
Und was machen all die Zauberer, die damals das Zaubern mühsam erlernt haben, als es noch keine Zauberschulen gab und man sich die Informationen unter großem Aufwand selbst erkämpfen musste? Sind das in Zukunft diejenigen, die keine Ausbildung haben und den „diplomierten“ unterlegen sind?
Ich dachte, bei der Zauberei geht es darum, Geheimnisse zu wahren und diese wenn dann nur an Eingeweihte und vertrauensvolle Personen weiterzugeben. Wahre Talente zu finden und diese auszubilden.
Aber das gilt heute nichts mehr. So, wie die Menschen gedankenlos und egoistisch den Planeten ausbeuten und dann sich wundern, wenn nichts mehr da ist, wird heute auch rücksichtslos in der Zauberei „geerntet“ und sich dann gewundert, dass Zaubern nichts mehr Besonderes ist. So sind die Menschen eben.
Ja, Zaubern ist keine Kunst und keine Hexerei, sondern ein immer beliebteres Steckenpferd im freundschaftlichen, geselligen Kreis von Gleichgesinnten …