Kürzlich habe ich mal wieder auf der Website des MZvD gesurft. Man muss ja informiert bleiben. Irgendwie hat es mich auf die Seite mit den Ehrungen des MZvD verschlagen. Magier des Jahres, Schriftsteller des Jahres, Magier des Jahrhunderts, Jugendlicher Magier des Jahres (!) … Wow! Ehrungen wo man hinsieht …
Klar, ich brauche hier nicht groß daherreden, denn 1995 war ich auch ein Schriftsteller des Jahres (bin ich es noch oder habe ich den Titel verloren?). Allerdings hat Manfred Geiß meine Ehrentafel „mal zur Sicherheit“ bei sich in den MZvD-Headquarters aufbewahrt … (Danke, Manfred) weil ich ja derzeit kein offizielles Mitglied im MZvD bin. Ist ja schon irgendwie lustig, wenn man sich das ansieht. Und ich möchte hier nicht falsch verstanden werden: Diese Ehrungen sind lieb gemeint und auch toll. Ich habe da nichts dagegen. Nichts wirksames. Nur frage ich mich: Was bringt das letztendlich?
Ich selbst habe niemals mit dieser Auszeichnung Werbung betrieben. Weder früher, noch heute. Meine Bücher haben sich deswegen auch nicht besser verkauft. Zumindest habe ich nichts davon bemerkt, weil die eh alle von Rolf Braunmüller verkauft wurden.
Ein Titel wie „Schriftsteller des Jahres 1995“ stellt doch nicht sicher, dass meine Bücher heute genauso gut sind wie damals? Also warum mit sowas Werbung machen? Was nützt denn so ein Titel, außer im Verein intern, um damit Eindruck zu schinden? Gar nichts.
Zauberei an sich passt von ihrem Wesen her nicht wirklich in einen Verein, denke ich. Sie wird dem Verein meist passend gemacht und dann als „Vereinssache“ behandelt. Oder wurde das sehr lange. Im asiatischen Raum kann man erkennen, dass diese „Vereinsmeierei“ sogar Früchte trägt, in Form von Preisen und Auszeichnungen, halt im internationalen, übergeordneten „Verein“. Ein Buch oder eine Publikation kann man mit einer vereinsinternen Auszeichnung nicht besser machen. Eine Auszeichnung erhöht die Aufmerksamkeit der Menschen, vielleicht. But what the fuck? Bei Vereinen braucht es halt meistens Auszeichnungen. Vielleicht auch, um die Leute im Verein und bei der Stange (da wo die Vereinsfahne dranhängt) zu halten. oder was weiß ich warum. Auf jeden Fall sind sie da, diese Auszeichnungen. Und viele gieren danach. EINMAL im Leben auch eine Auszeichnung. Macht es die Arbeit besser? Oder rückt sie dadurch nur etwas mehr ins Blickfeld der anderen? Wird man endlich einmal wahrgenommen in der großen grauen Masse? Und wenn es nur für die berühmten fünf „Warhol-Minuten“ ist …
Mein Wunsch: Leute – hört doch endlich auf mit dieser Augenwischerei. Lasst uns doch lieber das Geld in die Bibliothek und die Jugend investieren, wenn schon. Dann hat die nächste Generation etwas Handfestes. Auf das sie aufbauen kann.
Mir ist es lieber, meine Ideen werden angedacht, überdacht, ausprobiert, sich auseinandergesetzt und vielleicht auch vorgeführt. Sch…egal, auch kritisiert oder niedergemacht, aber bitte irgendwas, Hauptsache, das Zeug lebt und bewirkt was. Das ist handfest und real. Und da hilft auch kein Schriftsteller des Jahres. Da helfen nur die Ideen, die im Buch stecken. Das beurteilen dann diejenigen, die es lesen und umsetzen (oder auch nicht). Und, liebe Zirkelfreunde, falls euch die Ideen ausgehen sollten in Bezug auf Auszeichnungen, hier ein paar (nicht allzu ernst gemeinte) Vorschläge. Damit kriegt man schon eine gute Ehrenurkundenverleihung von gut 30 Minuten Dauer bei einer Großveranstaltung hin:
Ältester Magier des Jahres
Jüngster Magier des Jahres
Magierfrau des Jahres
Assistentin des Jahres
Magierin des Jahres
Zauberin des Jahres
Zauberkind des Jahres
Zauberhändler des Jahres
Preiswertester Zauberhändler des Jahres
Teurster Zauberhändler des Jahres
Präsident des Jahres
Vize-Präsident des Jahres
Ex-Präsident des Jahres
Schriftführer des Jahres
Ortszirkelleiter des Jahres
Ortszirkel des Jahres
2. Ortszirkel des Jahres
Stellvertreter des Jahres
Seminarleiter des Jahres
Requisitenbauer des Jahres
Erfinder des Jahres
Blogautor des Jahres
Kommentator des Jahres
Schäppchenjäger des Jahres
Kopist des Jahres
Kopienverteiler des Jahres
Facebookmagier des Jahres
Twitterzauberer des Jahres
OZ-Kassierer/in des Jahres
MZvD Fotograf des Jahres
Kritiker des Jahres
Stinkstiefel des Jahres
Ideengeber des Jahres
Besserwisser des Jahres
Looser des Jahres
Dumpfbacke des Jahres
Streitschlichter des Jahres
Justitiar des Jahres
Bastler des Jahres
Bücherwurm des Jahres
Sammler des Jahres
Pfuscher des Jahres
MZvD-Kaffekocher(in) des Jahres
Zauberschule des Jahres
Zauberschüler des Jahres
Zeitschriftenredakteur des Jahres
Gerüchtekocher des Jahres
Erbsenzähler des Jahres
Teuerster Magier des Jahres
Billigster Magier des Jahres
Beschäftigster Magier des Jahres
Erfolglosester Magier des Jahres
Ehrenmagier des Jahres
Ausländischer Ehrenmagier des Jahres
Arsch vom Dienst des Jahres
And on, and on, and on …
@webmaster MZvD-Homepage: Bitte seid doch (wir haben immerhin 2015) political correct, denn ALANA ist als „Magier“ des Jahres 2011 ausgezeichnet und soweit ich weiß, ist sie eine FRAU. Oder einfach „Magier/in“ schreiben. Unisex. Geht.
Am besten sowas mal bei der nächsten Hauptversammlung als Thema auf den Tisch bringen …
😉