Eine der stärksten Routinen mit Karten, die man sich vorstellen kann. Die Requisiten: Eine (echte) Augenbinde, ein Kartenspiel und eine “dicke Karte”. Damit kann man eine Routine von 8 bis 10 Minuten Länge zeigen. Die Effekte sind das Erraten einer Karte, das Finden einer gewählten Karte, indem der Zuschauer “Stopp” denkt und sogar noch die Vorhersage einer gewählten Karte.
Die Handhabung ist (technisch gesehen) wirklich nicht schwer, aber die Effekte sind außerst verblüffend. Im BURNERS Vol. 3 beschreibe ich meine Version dieses Kunststücks, mit allen Details und Feinheiten. Meine Effekte sind etwas anders, wohl so wie bei jedem, der eine Variante zum Effekt hat. Ich verwende eine dicke Karte, die nach der Art eines “Koornwinder Gimmicks” präparariert ist, d. h., die einen winzig kleinen Tropfen Zweikomponentenkleber auf der Bild- und Rückseite hat. Ted Lesley verwendete dieses Gimmick auch häufiger. Bei mir erleichtert es das Abheben zur dicken Karte, und — was noch viel wichtiger ist — lässt mich fühlen, ob die dicke Karte tatsächlich oben oder unten liegt, indem ich mit dem Daumen einmal über die Rückseite streiche (Karte oben) oder mit den Fingern über die Bildseite der untersten Karte. Da man bei der Routine ja wirklich nichts sieht, macht diese Kleinigkeit das Ganze wesentlich sicherer. Nun ein kleiner Ausflug in die Geschichte der Routine …
Hen Fetch
Das Ganze fand seinen Ursprung in einer Routine von Hen Fetch, die er “In the Mind” nannte und die in Theo Annemanns Practical Mental Effects veröffentlicht wurde (S. 229 der Hardcover Ausgabe). Hen verwendete als Leitkarte eine Karte, die einen Crimp hatte. Dies ermöglichte es ihm, die Tour mit einem geliehenen Spiel vorzuführen. Sie besteht aus drei Effekten: dem Stopp-Trick, das Finden einer gewählten Karte während der Zuschauer an sie denkt und einer Vorhersage. Es ist eine gute Routine und man sollte sie sich einmal durchlesen.
Die Al Koran Routine
Der englische Zauberer Al Koran entdeckte die Routine und veränderte sie dahin gehend, dass er mehrere weitere Effekte hinzufügte und anstatt der Karte mit dem Crimp eine “dicke Karte” verwendete. Das brachte die Routine von der Sicherheit der Vorführung und Handhabung in eine neue Dimension. Korans Routine war viele Jahre lang die “Standard-Routine” zu diesem Thema.
Der englische Zauberer Brian Barnes führt diese Routine seit über fünzig Jahren vor (!) und hat sie noch direkt von Koran selbst gelernt. Er erklärt alle Hintergründe der Entstehung sowie die Handhabung und Feinheiten. Barnes war auch der erste, der einen anderen Abschluß mit Hilfe eines partiellen Stacks einführte. Seine Routine kann man bei Lybrary.com herunterladen:
http://www.lybrary.com/al-korans-miracle-blindfold-card-act-p-156997.html
Roy Johnson war auch einer der Profis, die den Wert der Routine für Laienpublikum erkannten und schuf seine hervorragende Variante, die um einiges kürzer ist als die Al Koran Routine, dafür aber neue Tricks einführt, wie z. B. den “Clock Trick”, der allerdings blind ausgeführt wird. Roys Routine findest du in seinem Buch Pure Gold unter dem Namen “Koranistics”.
Danach folgte noch die hervorragende Routine von Carl-Horst Meier aus Nürnberg, die er in der INTERMAGIC von Rudolf Braunmüller veröffentlichte. Sie wurde “Ein Psycho-Kartenprogramm” genannt und ist eine hervorragende Routine, bei der zum Schluß der Trick “Par-Optic Vision” von Theo Annemann als Höhepunkt verwendet wird.
Die Alexander de Cova Variante
Meine eigene Routine ist eine gute Mischung aus all den bestehenden Routinen. Allerdings habe ich die Handhabung erheblich verändert. Neben dem modifizierten Gimmick verwende ich beispielsweise folgende Handhabung, um eine Karte nach einem Zuschauer-Peek zu kontrollieren: Die dicke Karte liegt oben auf dem Spiel. Man führt ganz normal den Peek durch, d. h., riffelt die Karten durch und lässt den Zuschauer “Halt” sagen. Der merkt sich die Karte an der Stelle, indem er sich den Index ansieht, und man schließt das Spiel wieder, wobei ein Spalt unter der Peek-Karte aufgenommen wird. Jetzt hebt die andere Hand alle Karten oberhalb des Spalts nach oben ab, wobei aber die oberste (dicke) Karte auf die untere Hälfte gezogen wird. Man führt also einen “Slip Cut” aus. Die obere Hälfte wird wieder auf die untere Hälfte gelegt. Dadurch kommt die gewählte Karte direkt über der dicken Karte zu liegen.
Man kann nun das Spiel mehrfach komplett abheben lassen und ist trotzdem in der Lage, die gewählte Karte, die ja nie aus dem Spiel genommen wurde, wieder zu finden. Ein willkommene Abwechslung und aus meiner Sicht eine kleine Verbesserung, die den Effekt noch stärker und unerklärlicher macht.