Punkt.Für.Punkt. Ein.Werbetrick.

Neulich im Zaubergeräte-Shop meines Vertrauens. Ich scrolle durch die Angebote, da springt mir entgegen: Ein.Trick.Der.Dich.Flashen.Wird.

Aha. Wieder einer dieser Texte, die klingen, als hätte jemand aus Versehen mit der Stirn auf der Tastatur das Satzzeichen erwischt – und es dann für eine Stilentscheidung gehalten.

Was.Ist.Passiert.

Früher schrieb man: Ein unglaublicher Effekt, der dein Publikum verblüffen wird.

Heute klingt’s eher nach Morsecode mit Burnout:

Täuschung.Mit.System.

Nur.Du.Bestimmst.Wie.Sie.Endet.

Wahnsinn.Aus.Der.Schachtel.

Was in der Werbung begann – bei hippen Turnschuhen, Haferdrinks und revolutionären Cloud-Toiletten – hat nun offenbar auch den heiligen Gral der Zauberhändler erreicht.

Und plötzlich schreiben sie alle so. Punktuell. Aufdringlich.

Wie ein Fan von Dramaturgie. Mit Sprachfehler.

 

Woher kommt dieser Punkt-Wahn?

Ganz einfach: Irgendjemand in einer Marketingagentur hat vor ein paar Jahren entdeckt, dass man durch das Zerhacken von ganz normalen Sätzen auf künstlich dramatisch machen kann.

So wird aus dem simplen Heute ist ein schöner Tag das bühnenreife:

Heute. Ist. Ein. Schöner. Tag.

Klingt nach Heldentod. Oder Wetterbericht von Wagner.

In jedem Fall ist’s:

Betont. Überbetont. Und irgendwie peinlich.

 

Die Zauberszene zieht nach – natürlich.

Und wer glaubt, diese Unsitte hätte nur Hipster-Agenturen und Yogashops befallen – weit gefehlt.

Inzwischen steht sie in der Produktbeschreibung von Tricks, die noch mit Geisterfäden, Schaumstoffbällchen oder dem vierten Invisible Deck arbeiten.

Ja, wirklich:

Grenzenlos.Möglich.Machen.

Nichts.Sehen.Trotzdem.Fühlen.

Das.Beste.Seit.Es.Daumen.Gibt.

Die Pünktchen-Seuche hat nun also auch den ehrwürdigen Zauberfachhandel erreicht.

Wo früher die Texte noch hießen Wird mit Anleitung und Gimmick geliefert, steht jetzt:

Alles.Dabei.Du.Nur.Noch.Staunen.

Ich stelle mir vor, wie der gute alte Fred Kaps das gelesen hätte. Wahrscheinlich hätte er gesagt:

Ich.Entferne.Mich.Langsam.

 

Was bleibt? Der Punkt als Placebo.

Der Satzpunkt war einmal ein Ruhepol. Eine Einladung zum Luftholen.

Heute wird er als stilistische Brechstange missbraucht – weil die Aussage allein offenbar zu schwach wäre.

Aber vielleicht ist das ja auch ehrlich.

Denn: Wenn der Trick nix taugt, dann hilft wenigstens ein dramatischer Text.

Oder wie man heute sagt:

Schwacher.Effekt.Starke.Worte.

 

Und jetzt?

Ich schlage vor: Wir gründen eine Bewegung.

Gegen diesen Punktismus. Für fließende Sprache.

Für Zaubertricks, die nicht durch Interpunktion verkauft werden müssen.

Denn wenn alles nach Bäm.Bumm.Besser. klingt, dann verliert Sprache ihre Magie.

Und das – liebe Freunde der gepflegten Manipulation – ist der wahre Zauberverlust.

Mach. Schluss. Damit.

Oder wie der Lateinlehrer in mir sagt:

Punktum.

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