OK, ich bin soweit. Nach monatelangem Nachdenken, Überlegen und wieder Verwerfen will ich es nun doch: mein erstes Theaterstück. Das Ziel: Eine Zaubervorstellung, die wie ein Theaterstück aufgebaut ist und auch in einem richtigen Theater wie ein eigenständiges Stück aufgeführt werden kann! Anspruchsvoller geht es kaum.
Und ich habe mich entschlossen, über diesen Entwicklungsprozess Tagebuch zu führen und die Leser dieses Blog teilhaben zu lassen an jedem einzelnen Schritt, den Gedanken dahinter, den Fehlschlägen und natürlich an den Ressourcen (Internetlinks, Dateien, usw.). Das bedeutet, dass ihr hier die „Geburt“ meines Theaterstücks live miterleben könnt und vielleicht macht der eine oder andere ja sogar mit! Sicher ein verrücktes Vorhaben, das so noch nie jemand in der Zauberei gemacht hat. Letztendlich sind es aber immer die Spinner gewesen, die in der Welt etwas verändert haben, sagt man. Und ich bin ein Spinner …
Vor zwei Wochen war Strotmann hier und wollte auch ein eigenes Theaterstück. Ich habe diesen Job nicht angenommen. Nicht, weil ich es nicht könnte. Sondern weil ich im Moment einfach nicht die Zeit habe, zwei Stücke zu schreiben. Zuerst mal vor meiner Tür kehren und mein eigenes Stück auf die Reihe bringen, soviel Egoist bin ich inzwischen geworden. Ha!
Ein paar der Gedanken, die mir jetzt durch den Kopf gehen: Plot, Charakter, Effekte, Inszenierung, Regie, Maske, Kostüm, Props, Tourplan, Werbematerial, Homepage, Agenturen, Proben, Musik, Stoffsammlung, Drehbuchsoftware, Sprech- und Schauspieltraining, Organisation …
Ganz schön viel für so ein blödes Theaterstück! Vielleicht doch besser die 20-Minuten Nummer im Koffer? Auf keinen Fall! Egal, wieviel Arbeit, jetzt wird das Theaterstück geschrieben! Auch wenn ich noch gar keinen ausgereiften Plan habe. Ich denke aber, dass sich das schon noch einstellen wird durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Ideen kommen „on the fly“ und nicht dann, wenn man sie will, das weiß ich aus Erfahrung. Erzwingen kann man da nichts.
Aber wo anfangen? Diesmal will ich es absolut organisiert angehen. Zielgerichtet, effizient und kreativ. So, wie man es mir in den letzten Jahren in all den Motivationsvideos, Management Workshops usw. eingetrichtert hat. Mit System dahinter. Das Dumme ist, dass mir niemand gesagt hat, wo und womit man anfängt. Wenn man erst anfängt, jetzt im Internet zu suchen, dann wird man von den Informationen erschlagen. Das hilft nicht weiter.
Idee oder Organisation zuerst?
Es soll ja Leute geben, die haben eine Idee für ein Stück, schreiben es und lassen es dann produzieren. Ich habe im Moment noch keine konkrete Idee für ein Stück, und sorge mich auch nicht darum. Ich will diesmal einen anderen Weg gehen. Die Organisation zuerst. Der Plan: Ich schaffe mir erst mal einen strukturierten und aufgeräumten Arbeitsplatz für das Projekt, an dem alles vorhanden ist, was zur Umsetzung notwendig ist. Wenn diese Infrastruktur steht, dann geht es an Schreiben des Stücks. Ich ahne jetzt schon, dass es extrem wichtig sein wird, die vielen Ideen zu organsisieren. Aber ich will eine Low-Tech Lösung, keinen großen Aufwand und nicht allzu sehr von der Elektronik abhängig sein. Ich möchte unterwegs schreiben können (auch ohne iPad, iPhone oder Macbook), meine Ideen zu jeder Zeit notieren können. Die Recherche soll Spaß machen und effizient sein, nicht zeitraubend. Es muss alles einfach sein.
Also Rückbesinnung auf das Wesentliche. W klingt gut, da fallen mir gleich mal die klassischen W‑Fragen ein: Wer? Was? Wann? Wo? Warum? Wie? Wozu?
Zumindest ein Startpunkt. Um das Projekt mal ein wenig transparenter zu machen. Ab ins Internet und mal nach den W‑Fragen gegoogelt. Und siehe da: Auch andere haben sich diesbezüglich schon Gedanken gemacht! Sogar fertige Formulare gibt es schon zum ausdrucken und ausfüllen: Formular. Deutschland braucht Formulare und ich auch. Super! Schon wieder Zeit gespart.
Denkste! Beim weiteren googeln habe ich noch eine andere Variante der W‑Fragen entdeckt: Die 7 Projektfragen. Die klingen auch nicht schlecht, sehen vielversprechend aus. Und da mein Theaterabend ja ein Projekt ist, müssen die natürlich noch integriert werden:
- Wo stehen wir?
- Warum machen wir das Projekt?
- Was soll konkret erreicht werden?
- Wer ist involviert?
- Wie strukturieren wir das Projekt?
- Bis wann müssen Teilziele erreicht werden?
- Wie viel kostet das Projekt?
OK, dann mache ich mir als erstes mal eine eigene W‑Fragen Tabelle, in der alle Fragen integriert sind. Schon Konfuzius sagte: „Jede noch so weite Reise beginnt mit einem kleinen Schritt.“ Ich mag Konfuzius, denn diese Aussage gibt mir die Motivation und lässt mich auf das Wesentliche am Anfang konzentrieren. Das hilft mir, das Projekt zu starten und nicht zu verzweifeln. Der erste Schritt. Hier meine Tabelle:
Download als bearbeitbare Word Datei: checkliste_w-fragen
Download PDF zum ausdrucken: checkliste_w-fragen
Auf der Projektmanagement Webseite habe ich gelesen, dass man diese Fragen sich auch regelmäßig während des Projekts vornehmen sollte (am besten einmal in der Woche). Wie ich es verstanden habe, soll einem das regelmäßige Lesen der W‑Fragen stets an das Ziel des Projekts erinnern und helfen, dass man sich nicht verzettelt. Das Ziel muss klar vor den Augen bleiben. Gut, das probiere ich. Werde dann schon sehen, ob das hinhaut.
So, und nun wird zuerst mal in Ruhe die Tabelle ausgefüllt.