Ist man mit Zauberern (besonders Kartenzauberern) zusammen, kommt das Gespräch unweigerlich irgendwann einmal aufs Doublieren und jeder zeigt dem anderen seine Methode. Es ist erstaunlich, wie viele Zauberer Schwierigkeiten haben, diesen grundlegenden Griff richtig auszuführen. In meinen Gesprächen mit Schülern, Seminar- und Workshopteilnehmern konnte ich feststellen, dass die meisten immer ein wenig unsicher sind, wenn sie den Griff vor Publikum ausführen. Da wird dann gezittert, gehaspelt, geschoben usw.
In den Social Media Plattformen kommt die Frage nach einem Double Lift regelmäßig. Die Technik ist nicht so schwer, wie sie immer gesehen wird, wenn man sich an die richtige Abfolge der notwendigen Handlungen hält. Trotzdem muss ein Doublieren gründlich eingeübt werden.
Ich hoffe, dass ich euch mit meiner kleinen Abhandlung Erleichterung verschaffen kann. Dies ist ein Auszug aus meinem Buch BURNERS Vol. 2.
Das Doublieren
Ich persönlich halte die Strike-Methoden oder Push-Offs für mich in der tatsächlichen Vorführung, wo es drauf ankommt, für zu unsicher. Ich möchte eine verlässliche, unauffällige und vor allem sichere Methode. Und das ist und bleibt für mich: Einen Spalt unter den zu doublierenden Karten aufnehmen (Abb. 1 – 2). Dabei neige ich aber das Spiel ein wenig zu mir, so dass die Zuschauer nicht von oben aufs Spiel sehen können. Dies kaschiert die Bewegung des Daumens, der erst die oberste, dann die zweite Karte an der hinteren Kante leicht anhebt. Sofort geht der rechte kleine Finger an der Ecke in den entstandenen Spalt und der Daumen kann loslassen. Nichts Neues hier.
Nun greife ich mit Mittelfinger und Daumen der linken Hand die beiden oberen Karten an den linken Ecken. Der Zeigefinger liegt leicht gekrümmt auf der Kartenrückseite. Ich ziehe die beiden Karten egalisiert als eine ungefähr drei Zentimeter nach links.
Die Karten gleiten dabei wie von selbst über die Spitzen des rechten Mittel- und Ringfingers, die ja an der Spielkante liegen (Abb. 3). Der rechte Daumen fixiert die beiden Karten mit leichtem Druck auf dem Spielrücken, während Mittel- und Ringfinger von unten etwas gegen die Bildseite der beiden Karten drücken. Dadurch wölben diese sich ein wenig entlang der Längsseite. In dieser Position lasse ich die Karten für einen Moment, gerade lange genug, dass die Zuschauer die Wölbung wahrnehmen können (Abb. 4).
Diese Feinheit stammt von Dai Vernon und macht ein Doublieren richtig überzeugend. Jetzt geht die linke Hand zur linken unteren Ecke der doublierten Karten und dreht diese wie eine Buchseite auf dem Spiel um. Dabei fange ich gleich mit dem rechten Handballen einen Spalt zwischen den doublierten Karten und dem Spiel, was es mir gleich erleichtert, die Karten nachher wieder umzudrehen (Abb. 5 – 6).
Die doublierten Karten liegen jetzt „sicher“, also egalisiert auf dem Spiel. Und auch hier sehen die Zuschauer nur eine Kartenfläche!
Jetzt führe ich exakt die gleichen Bewegungen aus, um die beiden doublierten Karten wieder mit der Bildseite nach unten zu drehen. Ich greife also mit linkem Daumen und Mittelfinger die linken Ecken, ziehe die doublierten Karten etwa drei Zentimeter nach links auf dem Spiel und erzeuge die Wölbung. Dann klappe ich die beiden Karten wieder mit der Bildseite nach unten. Wieder sehen die Zuschauer nur eine Kartenrückseite (Abb. 7).
Jetzt schiebt der rechte Daumen die oberste Karte nach links, wo sie von den Fingern der linken Hand ergriffen werden kann. Auch da versuche ich, diese Wölbung in die Karte zu bekommen, um die Singularität zu betonen.
Zum Schluss kippt die rechte Hand wieder ab, so dass die auf Abbildung 9 dargestellte Situation erreicht wird. Das Spiel „verschwindet“ optisch und der Fokus ist auf der einen und einzigen Karte.
Ein problematischer Punkt, den ich bei den meisten Doubliermethoden erkannt habe, ist die Haltung der Hand, in der sich das Spiel befindet. Sieh dir die Abbildung 8 an. Das zeigt die Haltung, die die meisten wohl einnehmen, wenn sie ein Doublieren ausgeführt haben. Doch was soll daran falsch sein? Ganz einfach: Der Zuschauer sieht zwei Kartenrückseiten!
Die Situation ist, dass man zwei Karten als eine umdreht, vorzeigt, und dann wieder umdreht. Oftmals wird aber genau hier der „Fehler” gemacht: Die oberste Karte wird dann in der einen Hand gehalten und das Spiel in der anderen. Genau hier kommt es oft zu Protesten der Zuschauer, die dann sagen, dass die Karte in der Hand nicht mehr die ist, die sie gesehen haben!
Und das ist auch verständlich, denn schließlich geben wir ihnen ja auch zwei Kartenrückseiten zur Auswahl, es entsteht eine unklare bzw. optisch „provokante“ Situation.
Ich umgehe diese Situation, indem ich, sobald ich die oberste Karte vom Spiel geschoben habe, die Hand mit dem Spiel „abkippe”, so dass die Zuschauer die Rückseite des Spiels nicht mehr sehen können (Abb. 9). Der Zuschauer blickt nur auf die Kante des Spiels, und dieses wird sozusagen „unsichtbar“. Viel weniger optische Provokation und ein Bild, das wesentlich klarer ist.