Viele von uns glauben, dass Lernen beginnt, wenn man ein Buch aufschlägt oder einen Kurs besucht. Aber das stimmt nicht ganz. Der erste Schritt spielt sich im Kopf ab – und er entscheidet darüber, ob man das Neue überhaupt annehmen kann.
Wenn ich eine neue Fähigkeit lernen will, dann muss ich mir vorher ein paar unbequeme Fragen stellen:
Bin ich bereit, mir einzugestehen, dass ich es noch nicht kann? Das heißt: Ich muss akzeptieren, dass ich in diesem Bereich Anfänger bin. Wer glaubt, schon alles zu wissen, blockiert sich selbst.
Bin ich offen genug, mich vorübergehend inkompetent zu fühlen? Lernen bedeutet, Fehler zu machen, daneben zu greifen, sich ungeschickt zu benehmen. Wer dieses Gefühl nicht aushält, bricht schnell ab.
Bin ich widerstandsfähig genug, um mit Misserfolgen umzugehen? Es wird Rückschläge geben, ganz sicher. Die Frage ist nicht, ob ich stolpere, sondern ob ich danach wieder aufstehe.
Kann ich vorübergehend so tun, als ob ich es schon könnte – wissend, dass ich noch nicht so weit bin? Dieser kleine „Impostor-Moment“ gehört dazu: man probiert sich in einer Rolle, die noch nicht hundertprozentig passt. Aber genau dadurch wächst man hinein. Da kommt mir das Sprichwort “Fake it Until You Make it” in den Kopf, das hier wirklich zutrifft.
Und: Freue ich mich schon auf die Person, die ich nach dem Lernprozess sein werde? Wer mit Neugier und Vorfreude auf sein zukünftiges Ich schaut, hat eine innere Motivation, die stärker ist als jedes externe Lob.
Wenn ich diese Fragen ignoriere, kann ich mir das Lernen gleich sparen. Denn ohne die richtige Haltung werden alle Bücher, Seminare oder Tricks zur Fassade – sie bleiben äußerlich. Mit der richtigen Haltung dagegen verwandeln sie sich in echten Fortschritt.
Gerade Zauberkünstlerinnen und Zauberkünstler sollten sich das bewusst machen. Jede neue Technik, jedes Konzept wirkt am Anfang wie ein Fremdkörper. Doch wer es wagt, inkompetent zu sein, wer die Unsicherheit akzeptiert und Schritt für Schritt in die Rolle hineinwächst, der erweitert nicht nur sein Repertoire, sondern auch sein Selbstverständnis als Künstler.
Das ist die eigentliche Magie des Lernens: sich selbst neu zu erfinden.